Trauer und Hoffnung: Pâtisserie in Hamburg als Vermächtnis für Johanna
Die Patisserie Johanna in Hamburg erfüllt den Traum der verstorbenen Tochter Johanna Orth, die 2021 bei der Ahrtal-Flut starb.

Trauer und Hoffnung: Pâtisserie in Hamburg als Vermächtnis für Johanna
Am 6. September 2025 erinnerten sich viele an die verheerende Flutkatastrophe im Juli 2021, die auch das Leben von Johanna Orth, einer 22-jährigen Konditorin, für immer veränderte. Während das Hochwasser im Ahrtal wütete, wurde Johannas Erdgeschosswohnung überflutet; ihre Eltern, Inka und Ralph Orth, suchten tagelang verzweifelt nach ihrem Kind, bis sie in einer Tiefgarage gefunden wurde. In diesen schrecklichen Tagen ertrank Johanna, und mit ihrem Tod verloren die Orths nicht nur ihre Tochter, sondern auch einen Traum, den sie nun in Form einer Patisserie weiterleben lassen.
In Hamburg, wo die Orths am Anfang des Jahres 2024 die „Pâtisserie Johanna“ eröffneten, setzen sie den Herzenswunsch ihrer Tochter um. Johannas Idee war es, eine kleine Patisserie zu gründen, und ihre Eltern haben sich mit viel Engagement auf dieses Abenteuer eingelassen. „Es hilft uns, mit der Trauer umzugehen“, berichten die beiden. In der Patisserie ist nicht nur der Name ihrer Tochter in großen Lettern leuchtend auf der Fassade; an den Wänden hängen auch zahlreiche Fotos von Johanna, die jedem Besucher die Tragik und zugleich die Hoffnung der Geschichte näherbringt.
Ein Leben voller Träume
Johanna hatte ihre Meisterschule für Konditoren im April 2021 abgeschlossen und bereits mit einem gut durchdachten Business-Plan und einem Logo für ihre Patisserie begeistert. Der plötzliche Verlust ihrer Tochter war für Inka und Ralph ein gewaltiger Umbruch. Sie sprechen von einem Leben, das nun in „das alte und das neue Leben“ unterteilt ist. In diesem neuen Kapitel lernen sie, ihre Trauer in etwas Positives umzuwandeln, was auch viele Gäste der Patisserie beeindruckt. Viele kommen nicht nur wegen der süßen Leckereien, sondern erzählen auch ihre eigenen Geschichten der Trauer und des Verlusts.
Die Patisserie bietet eine Vielzahl von Leckereien an, darunter Blätterteiggebäck, Törtchen, Pralinen und Macarons. Ein besonderes Highlight ist eine spezielle Praline, die mit Kirsch-Nougat gefüllt ist und einen Schmetterling als Symbol für Johanna trägt. Inka Orth hat an einer Patisserieschule in Ulm 15 Kurse belegt, um sich das nötige Wissen für die Umsetzung der Patisserie anzueignen. Unterstützung erhalten sie dabei von Marcel Reinhardt, einem erfahrenen Patissier.
Der Tag, der alles veränderte
Die Flutkatastrophe im Ahrtal war geprägt von extremen Wettereindrücken. Der Deutsche Wetterdienst warnte am besagten Tag bereits frühzeitig vor schnell ansteigenden Wasserständen. Um 14.30 Uhr erreichte der Wasserstand am Pegel Altenahr bereits 1,38 Meter, und die Kreisverwaltung warnte vor örtlichen Überschwemmungen. Am Ende des Tages starben tragischerweise insgesamt 135 Menschen durch die verheerenden Auswirkungen der Naturgewalt. Dieser Tag hat das Leben vieler Menschen für immer geprägt, und die Orths sind Teil dieser unbeschreiblichen Trauer.
Die Patisserie Johanna ist damit nicht nur ein Ort der süßen Genüsse, sondern wird auch zum Symbol für den unermüdlichen Kampf um Erinnerungen und das Verarbeiten von Verlust. Die Eltern pendeln regelmäßig zwischen Hamburg und ihrem Heimatort Bad Neuenahr, wo ein Abguss einer Bronzestatue von Johanna im Garten steht. Dort besuchen sie das Stück Heimat, das sie mit ihrer Tochter verbindet.
Wie auch immer das Wetter wird, in der Patisserie Johanna wird weitergebacken – für ihre Tochter und für alle, die Träume und Erinnerungen leben wollen. Die Orths zeigen, dass trotz aller Trauer auch eine neue Hoffnung geboren werden kann.
Für weitere Informationen besuchen Sie: Stuttgarter Nachrichten, RTL und WDR.