Aufarbeitung der Dunkelheit: Melk sucht Dokumente zur NS-Euthanasie!

Aufarbeitung der Dunkelheit: Melk sucht Dokumente zur NS-Euthanasie!
Melk, Österreich - Christina Kandler vom Zeithistorischen Zentrum Melk hat ein wichtiges Forschungsprojekt zur Aufarbeitung der „NS-Euthanasie“ im Bezirk Melk ins Leben gerufen. Das Ziel dieser Initiativen ist es, die dunkle Geschichte, die mit der Kriminalisierung von psychischen Erkrankungen und Behinderungen während des Nationalsozialismus verbunden ist, besser zu verstehen. Zu der Frage, welche Rolle lokale Institutionen damals spielten, sagt Kandler: „Wir benötigen dringend Dokumente und Fotos, um das Geschehene aufzubereiten und sichtbar zu machen“1.
Eine tragische Figur in dieser Geschichte ist Elfriede Knasmüller, die 1932 wegen einer mutmaßlichen psychischen Erkrankung in die Heil- und Pflegeanstalt Mauer-Öhling eingewiesen wurde. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten machte sie die grausame Erfahrung, in die „Euthanasie“-Anstalt Schloss Hartheim transportiert zu werden. Dort fand sie am 7. April 1941 in der Gaskammer den Tod. Kandler hat es geschafft, mit Unterstützung der Enkeltochter Knasmüllers deren Lebensgeschichte nachzuvollziehen und dafür zu sensibilisieren, wie wichtig es ist, diese Geschehnisse aufzuarbeiten.
Forschung und Aufklärung
Das Projekt „Tötungsanstalt Hartheim & NS-Euthanasie in Oberdonau“ verfolgt ähnliche Ziele und befasst sich intensiv mit der rassistischen und antisemitischen Dimension der Betreuung von Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen. In dieser umfassenden Untersuchung werden Biografien von verfolgten oder ermordeten Personen gesammelt sowie relevante Dokumente archiviert und aufbereitet2.
Ziel ist es nicht nur, die Geschichte zu dokumentieren, sondern auch eine Überarbeitung des pädagogischen Angebots am Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim zu erreichen. Zudem wird die Dauerausstellung „Wert des Lebens“ neu gestaltet; dieser Ort ist in Österreich ein bedeutendes Zeugnis für die Verbrechen des Naziregimes.
Gemeinsame Bemühungen
Die Bemühungen um die Aufklärung dieser Verbrechen sind nicht neu. Bereits 1983 gründeten engagierte Forscherinnen und Forscher in Deutschland einen Arbeitskreis, der sich mit den NS-Verbrechen gegen als „minderwertig“ erachtete Personen im Gesundheitswesen befasst. Dieser Kreis setzt sich aus Fachleuten unterschiedlicher Disziplinen zusammen, darunter Ärzte, Historiker und Pädagogen, und veranstaltet jährliche Tagungen, um die Forschung voranzutreiben und aktuelle Diskussionen zu führen3.
Durch diese gemeinschaftlichen Anstrengungen wird ein wichtiger Grundstein für die Anerkennung und Entschädigung der Betroffenen gelegt. Die Ergebnisse der Arbeit des Arbeitskreises und der laufenden Forschungsprojekte sind entscheidend für das Bewusstsein über die Geschehnisse der NS-Zeit und deren Nachwirkungen bis in die Gegenwart.
Wer über Dokumente, Fotos oder andere relevante Informationen zu dem Thema verfügt, ist herzlich eingeladen, sich an Christina Kandler zu wenden. Es ist von großer Bedeutung, dass wir aus der Geschichte lernen und sicherstellen, dass sich solche Gräueltaten nicht wiederholen.
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Ort | Melk, Österreich |
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