Häusliche Gewalt: Frauen berichten von Flucht und neuen Chancen in Wien

Erfahren Sie, wie Frauen in Wien aus gewaltsamen Beziehungen fliehen, Unterstützung finden und ihre Integration vorantreiben.
Erfahren Sie, wie Frauen in Wien aus gewaltsamen Beziehungen fliehen, Unterstützung finden und ihre Integration vorantreiben. (Symbolbild/ANAGAT)

Häusliche Gewalt: Frauen berichten von Flucht und neuen Chancen in Wien

Wien, Österreich - Häusliche Gewalt ist ein gravierendes Problem, das viele Frauen in Österreich betrifft. Wie der Kurier berichtet, erzählen betroffene Frauen von ihren schmerzhaften Erfahrungen. So berichtet eine Frau namens Nour von ihrem eifersüchtigen Mann, der sie nicht nur emotional kontrollierte, sondern sie auch während ihres Deutschkurses belauschte. Kleidungsfragen wurden zu einem weiteren Konfliktpunkt, da bestimmte Teile ihrer Garderobe, wie kurze Ärmel und Stöckelschuhe, für ihn tabu waren. Ward, eine andere Frau, heiratete gegen den Willen ihrer Familie, nur um schließlich von ihrem tyrannischen Mann unterdrückt und misshandelt zu werden.

In Wien waren beide Frauen unfreiwillig auf ihre Rolle als „Dienerinnen“ im Haushalt beschränkt und durften weder Deutsch lernen noch arbeiten. Obschon beide mit ihren Kindern mehrere Monate in einem Frauenhaus lebten, konnten sie sich schließlich ein neues Leben aufbauen und haben inzwischen eigene Wohnungen gefunden. Unterstützt wurden sie dabei vom Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF), der ein Frauenzentrum betreibt, welches wichtige Beratungen in muttersprachlicher Form sowie Seminare zu Themen wie Gewaltschutz und Unterhalt anbietet.

Die Realität der Gewalt

Häusliche Gewalt umfasst eine Vielzahl von Übergriffen, die nicht nur körperliche, sondern auch psychische, soziale und ökonomische Dimensionen annehmen. Die Diakonie hebt hervor, dass die Folgen von Gewalt weitreichend sind und zahlreiche Bereiche des Lebens berühren. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland über 181.000 Opfer von häuslicher Gewalt registriert, wobei 71% Frauen waren. Dies verdeutlicht, dass Gewalt gegen Frauen nicht nur ein individuelles, sondern auch ein gesellschaftliches Problem ist.

Die Beratungsstellen bieten Frauen und deren Kindern nicht nur einen Schutzraum, sondern auch Hilfe in rechtlichen und wirtschaftlichen Angelegenheiten an. Statistiken zeigen, dass alarmierend viele Frauen, die diese Hilfe in Anspruch nehmen, bereits Gewalterfahrungen gemacht haben: Rund 90 Prozent der Frauen, die das ÖIF-Frauenzentrum aufsuchen, haben Gewalt erlebt. Ein besonders erschreckendes Detail ist, dass Platz in Frauenhäusern oft Mangelware ist: 2023 fehlten in Deutschland etwa 21.000 Plätze für gefährdete Frauen und Kinder.

Der Weg zur Integration

Ward und Nour zeigen auf, wie wichtig die Unterstützung und der Zugang zu Bildungsangeboten ist, um aus der Gewaltspirale auszubrechen. Beide Frauen möchten die deutsche Sprache lernen und eine berufliche Perspektive aufbauen. Ein entscheidender Punkt ist hierbei, dass die Integration auch von Männern aktiv mitgestaltet werden muss. Deshalb fordern beide mehr verpflichtende Kurse für Männer, um Respekt und Gleichberechtigung zu vermitteln. Das ÖIF, das sich nicht nur um die Integration von Migrant:innen, sondern auch um gewaltbetroffene Frauen kümmert, spielt hier eine zentrale Rolle.

Der juristischen Expertise von Anja Gierlinger zufolge ist es unerlässlich, nicht nur individuelle Unterstützung für betroffene Frauen anzubieten, sondern auch umfassende Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen zu ergreifen. Die Istanbul-Konvention, die in Österreich ratifiziert wurde, setzt hierfür Mindeststandards fest. Es bleibt jedoch viel zu tun, um Zugang zu Hilfesystemen zu schaffen und die nötigen finanziellen Mittel für eine flächendeckende Versorgung bereitzustellen.

Die Geschichten von Nour und Ward sind eindringliche Zeugnisse für das, was viele Frauen erleben müssen. Sie stehen stellvertretend für die unzähligen Frauen, die Hilfe suchen und mehr Unterstützung finden sollten. Das Problem der häuslichen Gewalt ist akut und verlangt nach Aufmerksamkeit und Handlungsbereitschaft in der Gesellschaft.

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OrtWien, Österreich
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