Gedenken in Villach: Zu viele Drogenopfer und ihre vergessenen Geschichten

Am 21. Juli gedenkt Villach verstorbener Drogengebraucher mit einer Veranstaltung am Nikolaiplatz. Sprechen Sie über Sucht, Unterstützung und Erinnerungen.
Am 21. Juli gedenkt Villach verstorbener Drogengebraucher mit einer Veranstaltung am Nikolaiplatz. Sprechen Sie über Sucht, Unterstützung und Erinnerungen. (Symbolbild/ANAGAT)

Gedenken in Villach: Zu viele Drogenopfer und ihre vergessenen Geschichten

Nikolaiplatz, 9500 Villach, Österreich - In Villach wird am Montag, den 21. Juli, ein wichtiger internationaler Gedenktag für verstorbene Drogengebraucherinnen und -gebraucher begangen. Die Veranstaltung findet um 15 Uhr am Nikolaiplatz statt und wird von den Organisationen Drogenambulatorium Roots, der Jugendnotschlafstelle Villach (Juno) und FORoom Streetwork Villach gestaltet. Ziel der Veranstaltung ist es, an das Schicksal der Verstorbenen zu erinnern und auf die Herausforderungen im Drogenumfeld aufmerksam zu machen. Die Organisatoren betonen, dass die steigende Anzahl an Drogentoten einen großen Handlungsbedarf signalisiert.

Im Jahr 2023 gab es einen alarmierenden Anstieg auf 2227 Tote im Zusammenhang mit illegalen Drogen in Deutschland, dem höchsten Wert seit fast 20 Jahren. Dies geht aus Berichten des Bundesdrogenbeauftragten hervor, die auf die Bedeutung von Unterstützung und Hilfsangeboten hinweisen. Burkhard Blienert, der Beauftragte für Sucht- und Drogenpolitik, hat die tragischen Schicksale der Betroffenen und deren Angehörigen in den Vordergrund gerückt und einen Paradigmenwechsel in der Suchtpolitik gefordert. „Drogenkonsum soll als Problem der öffentlichen Gesundheit betrachtet werden“, so Blienert, und er ruft zu mehr Anstrengungen in den Bereichen Prävention, Gesundheitsschutz sowie zielgenauer Beratung und Therapie auf.

Vergiss-mein-nicht Samen als Zeichen der Erinnerung

Im Rahmen derGedenkveranstaltung werden „Vergiss-mein-nicht Samen“ verteilt, die symbolisch an die verstorbenen Drogengebraucherinnen und -gebraucher erinnern sollen. Neben dem Austauschraum für Angehörige und Interessierte wird auch Informationsmaterial bereitgestellt, um über Hilfsangebote und Präventionsmaßnahmen aufzuklären. Die von den Organisatoren angebotenen Leistungen umfassen „Harm Reduction“, medizinische Versorgung, psychosoziale Begleitung sowie Unterstützung beim Wiedereinstieg ins Arbeitsleben und niederschwellige Beratung.

Vor dem zentralen Gedenktag gibt es eine besondere Vorveranstaltung: Am Sonntag, den 20. Juli, startet um 8 Uhr der „Social Run“ beim Bleistätter Moor in Feldkirchen unter dem Motto „Leben läuft“. Dieser Lauf soll ein Zeichen für die Lebenskraft und die Resilienz der Betroffenen setzen und gleichzeitig auf die Notwendigkeit einer besseren Drogenpolitik hinweisen.

Einsatz für mehr Unterstützung

Die Veranstalter fordern eine Anerkennung von Sucht als Erkrankung, um die Prävention und Versorgung für betroffene Menschen zu verbessern und ihnen ein Leben ohne Stigmatisierung zu ermöglichen. Es ist an der Zeit, dass Betroffene nicht nur als Straftäter, sondern als Menschen in Not verstanden werden. Mehr als 150.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen von Tabak und Alkohol – auch hier besteht Handlungsbedarf.

Die Gedenkveranstaltungen, die seit 1997 stattfinden, sollen den Opfern von Drogenmissbrauch eine Stimme geben und gleichzeitig auf die bestehenden Herausforderungen in der Drogenpolitik hinweisen. Die Drogenhilfeorganisationen machen sich stark für eine Gesellschaft, die den Mut hat, diesen Menschen mit Unterstützung, Verständnis und Hilfe zu begegnen. Eine Einladung an alle, sich am 21. Juli in Villach zu versammeln und zu gedenken – denn jede Stimme zählt im Kampf gegen das Stigma und für ein menschenwürdiges Leben.

Weitere Informationen und Hintergründe zum Thema Drogenpolitik finden sich in den detaillierten Berichten der bundesdrogenbeauftragter.de und auf der dbdd.de. So bleibt zu hoffen, dass der Gedenktag nicht nur ein Moment des Innehaltens ist, sondern auch ein Anstoß für Veränderungen in der Drogenpolitik.

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OrtNikolaiplatz, 9500 Villach, Österreich
Quellen