Weisse Witwe: Provokante Theaterinszenierung sorgt für Aufregung!

Erleben Sie das provokante Theaterstück „Europa“ unter Regie von Kurdwyn Ayub, das am 7.06.2025 im Wiener Volkstheater Premiere feiert.
Erleben Sie das provokante Theaterstück „Europa“ unter Regie von Kurdwyn Ayub, das am 7.06.2025 im Wiener Volkstheater Premiere feiert. (Symbolbild/ANA)

Wien, Österreich - In Wien wird derzeit im Volks Theater ein ganz besonderes Stück aufgeführt, das mit einem frischen und provokanten Ansatz aufwartet. „Europa“ von der Regisseurin Kurdwyn Ayub nimmt das Publikum mit auf eine Reise ins Jahr 2666, wo sich unter dem schaurigen Regime des „Islamischen Staates Europa“ eine düstere und zugleich burleske Welt entfaltet. „Europa“ zeigt den Kampf einer Königin, die jeder Nacht einen neuen weißen Mann ins Bett holt, nur um ihn am Morgen gierig einer gigantischen, schwarzen Sci-Fi-Spinne zum Fraß vorzuwerfen. Der Titel des Stücks ist ebenso bemerkenswert, da er in arabischen Lettern präsentiert wird und somit die kulturellen Konnotationen in den Vordergrund rückt, wie der Kurier berichtet.

Das Stück kombiniert Realismus mit Tanzeinlagen und einer Mischung aus verschiedenen Musikstilen, unter anderem den Hits von Rednex und Britney Spears. Diese einzigartige Mischung schafft eine spannende Atmosphäre, auch wenn einige Kritiken anmerken, dass die Inszenierung anfangs stark wirkt, aber nach etwa einer Stunde ermüdet. Besonders hervorzuheben ist der derbe Ton, der durch die Neuköllner Rapperin addeN verstärkt wird. Die Mischung aus trashiger Farce und ernsten Themen wird von Georg Friedrich als alter weißer Mann, der die Narration zurückführt, und von einem Palast-Eunuchen (gespielt von Benny Claessens), der mit einem schrägen Berliner Hipster-Monolog überrascht, unterstützt.

Starkes Zentrum der Handlung

Einen zentralen Punkt in der Inszenierung bildet die Figur der Cezaria, verkörpert von Samirah Breuer. Sie ist das Alter Ego, das das autoritäre Regime ihrer Macho-Mama, repräsentiert durch die Königin, zu Fall bringen will. Inmitten der grabesreifen Komik und den häufigen Todesfällen sind es die Momente, in denen die Charaktere im Plauderton über ihre Rollen im Kulturbetrieb sprechen, die das Interesse des Publikums fesseln. Das Stück thematisiert das exotisierende Bild vom Orient und bietet eine interessante Umkehrung, um Klischees des postkolonialen Ost-West-Clashes unaufdringlich zu servieren.

Ein Element des Stücks, das besondere Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist die Erzählung über Samantha Lewthwaite, bekannt als die „White Widow“, die von Dieter Weißmann verkörpert wird. Lewthwaite, geboren 1983 in Banbridge, Nordirland, wurde nach dem Terroranschlag vom 7. Juli 2005, bei dem ihr Mann Germaine Lindsay beteiligt war, bekannt. Ihre turbulente Lebensgeschichte, die von Umbrüchen und einer Flucht vor der Polizei geprägt ist, eröffnete eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Thema Terrorismus und Identität, wie auch Wikipedia dokumentiert.

Ein Blick hinter die Kulissen

Die Regisseurin Kurdwyn Ayub und die gesamte Produktion stehen in einem spannenden Dialog mit den Themen des Gesellschaftswandels sowie des Zusammenpralls von Kulturen. Unterstützt wird dieses Vorhaben durch die Arbeit von Initiativen wie FG DeKolonial, einer Fachgesellschaft, die sich für rassismuskritische Ansätze und die Analyse globaler Ungleichheiten einsetzt. Mit einem interdisziplinären Zugang wird hier das Ziel verfolgt, tiefsitzende Vorgänge und Strukturen zu hinterfragen und zu dekolonisieren.

„Europa“ ist somit nicht nur ein Theaterstück, sondern ein eindringlicher Kommentar auf gesellschaftliche Themen, die auch uns in Österreich betreffen, und fordert das Publikum zu tiefgehenden Reflexionen über Identität, Macht und Vorurteile auf. Die Mischung aus Humor und ernsten Botschaften verspricht, dass der „Orient Express“ in diesem Fall für reichlich Gesprächsstoff sorgen wird.

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Ort Wien, Österreich
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