Leokadia Justman: Eine geflüchtete Jüdin und ihre bewegende Geschichte in Tirol

Am 6. Juni 2025 findet im Landhaus Tirol eine Veranstaltung zur Erinnerung an Leokadia Justman und ihre Fluchtgeschichte statt.
Am 6. Juni 2025 findet im Landhaus Tirol eine Veranstaltung zur Erinnerung an Leokadia Justman und ihre Fluchtgeschichte statt. (Symbolbild/ANA)

Innsbruck, Österreich - Im Tiroler Landhaus fand vor Kurzem eine bedeutende Veranstaltung zur Erinnerung an Leokadia Justman statt. Die polnische Jüdin floh während der NS-Zeit nach Tirol, und ihre erschütternde Geschichte wurde in einer Ausstellung gewürdigt, die den Titel „Leokadia Justman. Brechen wir aus!“ trägt. Die Veranstaltung unterstreicht die Wichtigkeit der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus und fördert das Bewusstsein für die dunkle Geschichte der Region. Kulturreferent und Landeshauptmann Anton Mattle betonte die Notwendigkeit, an diese Vergangenheit zu erinnern. Durch die Erzählung von Leokadias Flucht- und Haftgeschichte wird der historische Kontext lebendig gemacht, wie tirol.gv.at berichtet.

Die Rekonstruktion von Leokadias Lebensgeschichte wurde von den Ausstellungskuratoren Niko Hofinger und Dominik Markl in Zusammenarbeit mit ehemaligen Kriminalbeamten durchgeführt. Die Recherchen umfassten mehr als 35.000 Karteikarten sowie zahlreiche Personaldossiers, die dabei halfen, drängende Fragen zu beantworten und wichtige Informationen zu sammeln. Besonders ergreifend ist die Identifikation von Mitgefangenen, unter ihnen die elfjährige Edith Singer, die 1944 nach Auschwitz deportiert wurde. Leokadias eigene Erinnerungen sind dabei voll von präzisen Namen, Daten und Orten, die die Gräueltaten der NS-Zeit ins Bewusstsein rufen. Die nächste Kuratorenführung, geleitet von der Architekturhistorikerin Hilde Strobl, findet am 13. Juni 2025 um 16 Uhr statt und beleuchtet den architektonischen Wandel des Landhauses, das ursprünglich als Gauhaus erbaut wurde. Die Ausstellung ist bis zum 26. Oktober 2025 im Landhaus 1 zu sehen.

Erinnerungskultur und NS-Vergangenheit

Das Landhaus ist nicht nur eine Erinnerungsstätte, sondern spielt auch eine zentrale Rolle in der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit Tirols. Ab dem 5. Oktober 2023 ist im Neuen Landhaus eine weitere Ausstellung mit dem Titel „Vom Gauhaus zum Landhaus“ zu sehen. Diese Kooperation zwischen dem Land Tirol, Tiroler Landesmuseen und der Universität Innsbruck thematisiert die frühere Rolle des Gebäudes in der Regionalpolitik sowie die Verbrechen des Nationalsozialismus. Gezeigt werden Schriftdokumente, Fotografien und Planmaterialien, die einen Einblick in den Verwaltungsalltag jener Zeit bieten. Solche Veranstaltungen sind entscheidend, um den Umgang mit der dunklen Vergangenheit zu thematisieren und den gesellschaftlichen Diskurs zu fördern, wie uibk.ac.at deutlicher macht.

Die Auseinandersetzung mit dieser Thematik stößt jedoch auch auf Widerstand. In der Tiroler Landesregierung gab es bereits Diskussionen um die Umsetzung von Projekten zur Erinnerung und Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. Kritiker, darunter Vertreter der Oppositionsparteien Liste Fritz, Grüne und NEOS, bemängeln, dass das Siegerprojekt „Wir haften für unsere Geschichte“ von Franz Wassermann immer noch nicht umgesetzt wurde. Diese Verzögerung wird als politischer Eingriff in den künstlerischen Wettbewerb betrachtet und hat zu einer intensiven Debatte über den Umgang des Landes Tirol mit seiner Geschichte geführt. Hierbei wurde Kulturlandesrat Anton Mattle vorgeworfen, die Projektumsetzung im Alleingang zu blockieren, was die Diskussion über die Kunstfreiheit und den Umgang mit der Geschichte zusätzlich anheizt, wie meinbezirk.at aufzeigt.

Die Vermittlung der NS-Vergangenheit bleibt eine große Herausforderung, und Initiativen zur Erinnerungskultur sind unerlässlich. Die Stadt lädt dazu ein, sich nicht nur mit der Geschichte auseinanderzusetzen, sondern auch aktiv an den Veranstaltungen teilzunehmen, um das Bewusstsein für diese wichtigen Themen zu schärfen. Weitere Informationen zu aktuellen Erinnerungsprojekten sind auf der Website des Landes Tirol unter tirol.gv.at/erinnern verfügbar.

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Ort Innsbruck, Österreich
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