Erinnerungen an den Rüstungsstandort Zipf: Schulung für die Jugend!

Erinnerungen an den Rüstungsstandort Zipf: Schulung für die Jugend!
Zipf, Österreich - In der malerischen Gegend rund um die Brauerei Zipf wird die dunkle Geschichte eines geheimen Rüstungsprojekts aus dem Zweiten Weltkrieg lebendig. Rainer Langecker vom Mauthausen-Komitee Vöcklabruck hat kürzlich die Stollenanlagen und Prüfstände, die damals für die Rüstungsproduktion genutzt wurden, für interessierte Bürger zugänglich gemacht. Die Besichtigung fand in Begleitung von Obmann Frederik Schmidsberger statt. Dabei hob Langecker die große Bedeutung der Zugänglichkeit dieser Anlagen für junge Generationen hervor, denn die Geschichte sollte nicht in Vergessenheit geraten, wie meinbezirk.at berichtet.
Das die Brauerei Zipf im Oberösterreichischen Hausruckviertel war nicht nur für ihr Bier bekannt, sondern auch für ihre Rolle im Rüstungsbetrieb während des Krieges. Ab Herbst 1943 wurde hier eine geheime Rüstungsproduktion unter dem Decknamen „Steinbruch-Verwaltung GmbH“ initiiert, die vor allem von der Luftüberlegenheit der alliierten Kräfte beeinflusst wurde. Zivile Einrichtungen wie die Bierkeller der Brauerei wurden zu geschützten Stützpunkten umfunktioniert. Die Anlagen, die auch einen 25 Meter tiefen Schacht und zwei Prüfstände umfassten, dienten der Herstellung und dem Test von V2-Raketentriebwerken sowie flüssigem Sauerstoff, wie das Dokumentationszentrum Eisenbahnforschung erklärt.
Arbeiten unter unmenschlichen Bedingungen
Doch das Bild der technischen Errungenschaften wird tragisch überschattet von den Bedingungen, unter denen die Zwangsarbeiter – darunter Häftlinge aus dem KZ Mauthausen – litten. Diese wurden oft unter unmenschlichen Voraussetzungen eingesetzt, um die Stollen und Bunker zu erweitern. Innerhalb von vier Monaten wurde das KZ-Außenlager Schlier-Redl-Zipf unter der Aufsicht von SS-Hauptsturmführer Georg Bachmayr errichtet, wo bis zu 1.900 Personen arbeiteten. Die Brauerei musste zeitweise ihre Produktion um zwei Drittel reduzieren, um die Rüstungsproduktion zu unterstützen.
Die schrecklichen Unfälle, die während des Testbetriebs vorkamen, forderten zahlreiche Opfer: Im Februar 1944 starben 14 Menschen, darunter acht Häftlinge und sechs Wissenschaftler. Der tragischste Vorfall ereignete sich im August 1944 mit 27 Toten, unter ihnen Ilse Oberth, Tochter des berühmten Raketenpioniers Hermann Oberth. Nach diesem desaströsen Vorfall wurden die Triebwerkstests eingestellt, während die Produktion von flüssigem Sauerstoff weiterlief. In den letzten Kriegsmonaten war auch eine Einheit zur Fälschung britischer Banknoten, das „Kommando Bernhard“, in Zipf tätig.
Erinnern und lernen
Am 3. Mai 1945 wurde das Lager aufgelöst, und die Häftlinge mussten zu Fuß ins Außenlager Ebensee marschieren, wo sie wenige Tage später befreit wurden. Die Zahl der dokumentierten Opfer im Totenbuch von Paul Le Caer beläuft sich auf 267, doch wird vermutet, dass die tatsächliche Zahl wesentlich höher ist. Für die heutige Gesellschaft ist es wichtig, solche Geschichten im Gedächtnis zu behalten und zu bewahren, wie das Bundesarchiv bestätigt. Dort gibt es zahlreiche Informationen zur Rüstungsproduktion und zur Rolle von Zwangsarbeit, die für das Verständnis dieser Zeit unerlässlich sind.
Heute sind Relikte des ehemaligen Rüstungsprojekts in und um die Brauerei Zipf sichtbar. Führungen durch die ARGE Schlier bieten Interessierten die Möglichkeit, die unterirdischen Gänge und Stollen zu besichtigen. Solche Angebote sind wichtig, um das historische Erbe zu erhalten und für zukünftige Generationen zugänglich zu machen. Ein Besuch dieser historischen Stätten ist nicht nur eine Reise in die Vergangenheit, sondern auch eine Gelegenheit, um darüber nachzudenken, was geschehen ist und was nicht wiederholt werden darf.
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Ort | Zipf, Österreich |
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