Zehn Jahre Erinnern: Starke Botschaft gegen Antisemitismus in Wien!
Erfahren Sie, wie der OeAD seit zehn Jahren Schüler durch Wiens jüdische Geschichte führt und Antisemitismus begegnet.

Zehn Jahre Erinnern: Starke Botschaft gegen Antisemitismus in Wien!
Vor genau zehn Jahren wurde in Wien ein ganz besonderer Stadtrundgang ins Leben gerufen: „Leben und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung in Wien“. Seitdem haben über 11.000 Jugendliche an diesem zwei Stunden dauernden Rundgang teilgenommen, der ihre Erkenntnisse über die Geschichte der jüdischen Bevölkerung und deren Verfolgung im Nationalsozialismus schärfen soll. Jährlich nehmen mehr als 1.500 Schüler an diesem aufschlussreichen Programm teil, das seit 2015 im Rahmen von „ERINNERN:AT“ der Agentur für Bildung und Internationalisierung (OeAD) angeboten wird. Anlässlich des Jubiläums fand unter anderem ein ganz besonderer Rundgang mit Vertretern des Bildungsministeriums, OeAD und der HTBLVA Anichstraße aus Innsbruck statt. Dabei wurde die Wichtigkeit solch einer Bildungseinrichtung noch einmal eindringlich betont.
Bildungsminister Christoph Wiederkehr unterstrich die Bedeutung solcher Angebote zur Sensibilisierung gegen Antisemitismus und Diskriminierung. Der Geschäftsführer des OeAD, Jakob Calice, hob hervor, dass Gedenkzeichen an die Opfer des Nationalsozialismus und die Wichtigkeit von Demokratie und Menschenrechten in den Fokus gerückt werden müssen. Der Stadtrundgang führt nicht nur durch den 2. Bezirk Wiens, sondern beleuchtet auch das aktuelle jüdische Leben in der Stadt und die Herausforderungen, die mit Antisemitismus und Sicherheitsbedenken einhergehen.
Die Wurzeln des jüdischen Lebens in Wien
Doch wie hat alles begonnen? Die Anwesenheit von Juden in Österreich reicht bis ins Frühmittelalter zurück, wobei die erste urkundliche Erwähnung um das Jahr 903 datiert. Damals mussten Juden Zölle für Sklaven und andere Güter zahlen. Sie waren im 10. Jahrhundert vor allem als Händler tätig. Im Privilegium Maius, einer Fälschung von 1156, wird erwähnt, dass der Herzog von Österreich das Recht hatte, Juden und Wucherer in seinem Land zu halten. Auch die erste namentlich bekannte Person in Wien, Schlomo, war als herzoglicher Münzmeister von Bedeutung und zeigte bereits zu jener Zeit, dass Juden nicht nur als Händler, sondern auch in bedeutenden Positionen wirken konnten. Matthias K. von der Stadtgeschichte Wiens könnte Ihnen von weiteren namentlich bekannten Juden wie Teka berichten, der 1225 als Bürge in einem Friedensvertrag erwähnt wird.
Die Geschichte ist wechselhaft, voller Höhen und Tiefen. Während des 14. Jahrhunderts wurde die jüdische Gemeinschaft in Wien zunehmend verfolgt, was in der sogenannten Wiener Gesera von 1420/21 gipfelte, die zur Vertreibung und Ermordung vieler Juden führte. Ein wenig später, im 17. Jahrhundert, erlebte die jüdische Gemeinde in Wien jedoch einen Aufschwung und war in vielen Berufen tätig, insbesondere im Handel und als Geldverleiher.
Antisemitismus und aktuelle Herausforderungen
Das 19. und 20. Jahrhundert brachten jedoch einen Anstieg des Antisemitismus mit sich, insbesondere während der Ersten Republik. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 erlitten viele Juden unvorstellbares Leid, wurden verfolgt und deportiert. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich die jüdische Bevölkerung in Wien drastisch reduziert, doch in den letzten Jahren gab es eine Zuwanderung von Juden aus Osteuropa. Diese neue Strömung bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich, besonders hinsichtlich der Sicherheitsbedenken in der jüdischen Gemeinschaft in Wien.
Solche historische und gegenwartsbezogene Einblicke möchte der Stadtrundgang vermitteln und ist damit eine wichtige Bildungseinrichtung, die nicht nur der Erinnerung dient, sondern auch zur Auseinandersetzung mit den Themen Antisemitismus und Diskriminierung anregen soll. Die Erlebnisse und Erkenntnisse, die die Teilnehmenden mitnehmen, können zum besseren Verständnis unserer Gesellschaft beitragen und zugleich die Wichtigkeit der Gedenkkultur in den Mittelpunkt rücken. „Wir müssen die Geschichte im Gedächtnis behalten, damit sich unsere Fehler nicht wiederholen“, schloss Bildungsminister Wiederkehr.
Weitere interessante Details zur jüdischen Geschichte in Wien finden Sie auf Wikipedia.