Kärntner Straße bald zweisprachig? Dörfler fordert Koroška ulica!

Kärntner Straße bald zweisprachig? Dörfler fordert Koroška ulica!
In der Wiener Innenstadt könnte eine Straßenumbenennung für Aufsehen sorgen. Gerhard Dörfler, ehemaliger Landeshauptmann von Kärnten, hat die Idee ins Spiel gebracht, die Kärntner Straße künftig zweisprachig zu benennen: „Kärntner Straße – Koroška ulica“. Mit diesem Vorschlag zielt Dörfler darauf ab, die kulturellen und historischen Verbindungen zwischen Kärnten und Slowenien in der österreichischen Bundeshauptstadt sichtbar zu machen. Der Plan basiert auf einem Beschluss aus dem Jahr 2011, der besagt, dass ab einem slowenischsprachigen Bevölkerungsanteil von 17,5 Prozent in einer Gemeinde dort auch zweisprachige Ortstafeln aufgestellt werden müssen. Diese Regelung ist als Erfolg in der Geschichte Kärntens anzusehen, da sie den langjährigen Ortstafelstreit nach 14 Jahren beendete, was Dörfler als großen Fortschritt wertet, wie Krone berichtet.
Der Vorschlag wird durchaus breit diskutiert und polarisiert die Meinungen. Während Dörfler sich Hoffnung auf eine positive Resonanz seitens der slowenischen Volksgruppe in Wien macht, zeigt sich das Büro von Bezirksvorsteher Markus Figl, der der ÖVP angehört, skeptisch. Die Bedenken gegen einen solchen Schritt sind vielfältig: Eine Umbenennung bestehender Adressen sei mit hohem Verwaltungsaufwand verbunden, der Austausch der Straßenschilder würde zudem Kosten verursachen, die letztlich die Steuerzahler tragen müssten. Auch die Notwendigkeit, zahlreiche Dokumente seitens der Bürger zu ändern, stellt ein zusätzliches Hindernis dar. Was in der Planung als einfache Geste gedacht ist, könnte also schnell zu einer bürokratischen Herausforderung werden.
Unterstützung und Widerstand
Auf der anderen Seite gibt es auch Unterstützer für Dörflers Vorstoß. Die Botschaft der Republik Slowenien in Wien hat sich klar für die Idee ausgesprochen und hebt die Bedeutung der Zweisprachigkeit hervor. Diese könnte als ein Symbol für die kulturelle Vielfalt Österreichs gesehen werden. Auch Dörfler plant, einen Brief an Wiens Bürgermeister Michael Ludwig zu senden, um seine Idee offiziell vorzustellen. Der Brief wird auch von Marjan Sturm, einem Vertreter der slowenischen Volksgruppe, unterzeichnet. Dörfler hofft, dass die Einfügung der zweisprachigen Beschilderung in Wien schnellere Entscheidungen ermöglicht als die lange Debatte um die Ortstafeln in Kärnten, die sich jahrelang hinzog.
Markus Platt, Klubobmann der FPÖ in der Inneren Stadt, hingegen lehnt den Vorschlag strikt ab und bezeichnet ihn als „sommerlichen Scherz“. Solch abweichende Meinungen sind nicht neu in der Debatte um die Volksgruppen in Kärnten. Bereits in der Vergangenheit gab es viele Diskussionen über die Rechte der slowenischen Minderheit, die seit der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts dort siedelt und historisch gesehen stark verankert ist. Kärnten hat eine reiche Geschichte der Begegnung zwischen verschiedenen Volksstämmen, was in dem Buch „Natürlich zweisprachig“ eingehend behandelt wird, wie auf der Seite der Plattform für politische Bildung zu lesen ist plattform-politische-bildung.
Die kulturelle Dimension
Ein zweisprachiges Straßenschild könnte nicht nur die kulturellen Wurzeln der Region betonen, sondern auch das Verständnis und den Respekt zwischen den verschiedenen Volksgruppen fördern. In Kärnten, wo bis zu 60 Prozent der Jugendlichen eine Unterstützung für einen zweisprachigen Unterricht bekunden, zeigt sich ein deutliches Interesse an kultureller Vielfalt. Schulprojekte wie „Wir sind Kärnten | Mi smo Koroška“ haben bereits bewiesen, dass persönliche Erfahrungen und die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte das Verständnis für die verschiedenen Volksgruppen fördern können.
Ob die Kärntner Straße nun tatsächlich bald in zwei Sprachen erstrahlen wird, bleibt abzuwarten. Die Diskussion hat jedoch gezeigt, dass die Frage der Zweisprachigkeit und der Rechte der Minderheiten in Österreich nach wie vor von brisantem Interesse ist. Dörfler bleibt optimistisch und sieht den Vorschlag als Schritt in die richtige Richtung.