Wiener Bauordnung unter Druck: Ziviltechniker fordern rasche Reform!

Ziviltechniker in Wien kritisieren langsame Baugenehmigungen, die Projektrealisierung und wirtschaftliche Entwicklung gefährden.
Ziviltechniker in Wien kritisieren langsame Baugenehmigungen, die Projektrealisierung und wirtschaftliche Entwicklung gefährden. (Symbolbild/ANA)

Wien, Österreich - In Wien macht die Ziviltechnikerkammer auf ein drängendes Problem im Bauwesen aufmerksam: die langwierigen Genehmigungsverfahren, die nicht nur die Bauwirtschaft belasten, sondern auch ihre negativen Spuren in der Gesamtwirtschaft hinterlassen. Laut einem Bericht von Mein Bezirk zeigt eine interne Umfrage, dass lediglich 29% der Bauprojekte innerhalb von sechs Monaten genehmigt werden. Der Großteil muss also auf eine Genehmigung länger als ein halbes Jahr warten, was vor allem für Kleinbauprojekte verheerende Folgen hat.

Ziviltechnikerkammer-Präsident Bernhard Sommer verdeutlicht die Dimension dieses Problems und warnt vor volkswirtschaftlichen Schäden sowie Existenzbedrohungen für Unternehmen durch die Verzögerungen. So werden jährlich rund 400 Wohnungen in Wien nicht realisiert, weil die Genehmigungsverfahren übermäßig lange dauern. Diese Situation wird zusätzlich durch steigende Finanzierungskosten und ein hohes Maß an gebundenem Kapital verschärft.

Bauordnung unter Druck

Die Kammer fordert eine Neuschreibung der Wiener Bauordnung, die als nicht mehr zeitgemäß angesehen wird. Insbesondere die Digitalisierung und die komplexen Verfahren tragen zur Lähmung der Bauprojekte bei. Laut österreich.gv.at müssen Bauvorhaben je nach Art in unterschiedliche Kategorien eingeordnet werden, was den Verfahrensablauf zusätzlich verkompliziert. Geringfügige Bauvorhaben benötigen keine Bewilligung, während größere Umbauten und die Errichtung neuer Gebäude eine umfassende Genehmigung erfordern.

Die Ziviltechnikerkammer schlägt vor, § 70a der Wiener Bauordnung zu nutzen, um Ziviltechniker in Prüforgane einzubinden. Aktuell gibt es jedoch rechtliche Unsicherheiten, die diesen Prozess hemmen. Kammer-Vizepräsident Peter Bauer fordert verbindliche Ziele zur Reduktion der Genehmigungsdauer, um die Abläufe zu straffen und transparent zu gestalten. Dabei wird auch auf das Hamburger Modell verwiesen, das für seine klaren Strukturen und effizienten Verfahren bekannt ist.

Negative Auswirkungen auf Klimaziele

Neben den wirtschaftlichen Aspekten gefährden die langen Verfahren auch den Fortschritt bei wichtigen Klimazielen. Verzögerungen bei thermischen Sanierungen und beim Ausbau von Photovoltaikanlagen stehen dabei im Mittelpunkt. Diese Projekte sind entscheidend, um die ökologischen Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen und die eigenen Klimaziele zu erreichen.

Die Bauwirtschaft in Wien benötigt daher dringend ein Umdenken und eine Unterstützung durch die Politik, um aus der derzeitigen Misere herauszukommen. Klare, definierte Prüfkriterien und eine zentrale digitale Plattform für Bauverfahren könnten dazu beitragen, die Genehmigungszeiten erheblich zu reduzieren und den gesamten Prozess zu beschleunigen. Schließlich muss klar sein: Wenn sich auf dem Bau etwas ändern soll, dann muss sowohl die Gesetzgebung als auch der praktische Vollzug effizienter und zeitgemäßer gestaltet werden.

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Ort Wien, Österreich
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