Braunau am Inn: Straßen nach NSDAP-Mitgliedern werden umbenannt!

Braunau am Inn plant die Umbenennung von Straßen, die nach NSDAP-Mitgliedern benannt sind, um historische Belastungen zu beseitigen.
Braunau am Inn plant die Umbenennung von Straßen, die nach NSDAP-Mitgliedern benannt sind, um historische Belastungen zu beseitigen. (Symbolbild/ANAGAT)

Braunau am Inn: Straßen nach NSDAP-Mitgliedern werden umbenannt!

Braunau am Inn, Österreich - Braunau am Inn, bekannt als Geburtsort Adolf Hitlers, hat einen bedeutenden Schritt in Richtung einer sensibleren Auseinandersetzung mit seiner Geschichte unternommen. Am Mittwochabend beschloss der Gemeinderat, mehrere Straßen umzubenennen, die nach Nationalsozialisten benannt sind. Dies geschieht im Rahmen einer umfassenden Untersuchung der Straßenbenennungen auf historische Belastungen, die im vergangenen Jahr in Kooperation mit dem OÖ. Landesarchiv in Auftrag gegeben wurde. Der dabei erstellte Bericht wurde schließlich am 12. Dezember 2024 vom Gemeinderat zur Kenntnis genommen und ist öffentlich zugänglich gemacht worden.

Betroffen von der Umbenennung sind unter anderem die Straßen, die auf Josef Reiter und Franz Resl verweisen, beide Mitglieder der NSDAP und dem nationalsozialistischen Regime eng verbunden. Nach den Umbenennungen könnten die neuen Straßenbezeichnungen nach mehrheitlich in Braunau anerkannten Persönlichkeiten gewählt werden, darunter eine Antifaschistin und die katholische Widerstandskämpferin Maria Stromberger. Diese Entscheidung betrifft in etwa 200 Haushalte der Stadt, wodurch der Wandel nicht nur symbolisch, sondern auch ganz konkret für viele Bürger:innen spürbar wird.

Ein langer Weg zur Entscheidung

Die Diskussion um historisch belastete Straßennamen in Braunau zieht sich bereits seit längerer Zeit, wie die örtlichen Gruppen und das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) bestätigen. MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi äußerte scharfe Kritik an den neun Gegenstimmen, die in der geheimen Abstimmung im Gemeinderat, die mit 28 Stimmen dafür und 9 dagegen ausging, verzeichnet wurden. Beobachter führen diese Stimmen der Freiheitlichen Partei (FPÖ) zu, deren Haltung zur Auseinandersetzung mit Nationalsozialisten als problematisch angesehen wird.

Vor der endgültigen Entscheidung gab es bereits eine Anrainerversammlung, an der sowohl der Bürgermeister als auch Vertreter aller vier Gemeinderatsfraktionen teilnahmen. Hier wurde auch die Ehrenbürgerschaft von Josef Reiter, die ihm 1922 verliehen wurde, posthum aberkannt. Der Entschluss zur Umbenennung der Franz Resl-Straße und der Josef Reiter-Straße wurde am 2. Juli 2025 im Gemeinderat gefasst, was zeigt, dass die Stadt ernsthaft versuchen möchte, ihrer Vergangenheit Rechnung zu tragen.

Der Blick in die Zukunft

Die nächsten Schritte in diesem Prozess beinhalten Beratungen über die Entschädigung der Anwohner und die Festlegung neuer Straßennamen, die im Kulturausschuss und Finanzausschuss ausgearbeitet werden. Bürgermeister Mag. Waidbacher bekräftigte, dass eine klare Entscheidung getroffen wurde, die für Braunau und seine Bewohner von Bedeutung ist.

Die Entwicklung in Braunau spiegelt ein gesamtgesellschaftliches Umdenken wider, das auch in anderen Städten zu beobachten ist. So zeigen Beispiele aus Hannover und anderen Orten, dass die Diskussion um vorbelastete Straßennamen nicht neu ist, dennoch bleibt das Engagement in der Heimatstadt Hitlers besonders bemerkenswert. Es bleibt abzuwarten, wie die gewählten neuen Namen in der Bevölkerung aufgenommen werden und ob sie letztlich zur Versöhnung mit der Vergangenheit beitragen können.

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OrtBraunau am Inn, Österreich
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