Gendermedizin: Warum Frauen in der Medizin oft übersehen werden!

Feldkirch, Österreich - In der medizinischen Welt wird es immer klarer, dass Frauen in der Gesundheitsversorgung oft zu kurz kommen. Ein aktueller Artikel von VOL.AT zeigt auf, dass es höchste Zeit ist, geschlechtsspezifische Unterschiede in der Medizin zu überdenken. Frauen haben aus verschiedenen Gründen Schwierigkeiten, Herzinfarkte zu erkennen. Symptome wie Müdigkeit, Rückenschmerzen oder Kieferschmerzen werden häufig nicht mit einem Herzproblem in Verbindung gebracht, was zu einer verzögerten Behandlung führen kann.
Christa Bauer, klinische Psychologin bei „Femail“, warnt, dass die Medizin jahrzehntelang den Mann als Maßstab genommen hat. Diese Einheitsmedizin hat nicht nur zur Folge, dass Herzinfarkte bei Frauen unerkannt bleiben, sondern sie führt auch dazu, dass Medikamente oft nicht die gewünschte Wirkung zeigen und Prothesen nicht passen. Gendermedizin wird daher als großer Schritt in die richtige Richtung gesehen, ist jedoch in der medizinischen Ausbildung in Österreich meist nur ein Wahlfach, was dringend geändert werden sollte.
Der hohe Preis der Geschlechterblindheit
Besonders gravierend ist die Situation bei der Diagnose und Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen. Diese sind die Haupttodesursache bei Frauen, und sie sterben häufiger daran als Männer. Michael Leutner von der Medizinischen Universität Wien hebt die zunehmende Bedeutung der Gendermedizin hervor, insbesondere in den Wechseljahren. Mit dem Abfall der Geschlechtshormone steigt das Risiko für Herzinfarkte und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Frauen haben in der Menopause ein besonders hohes Risiko.
Die Symptome eines Herzinfarkts sind bei Frauen oft unspezifisch, was eine frühzeitige Diagnose erschwert. Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass bei Diabetes die Symptome ebenfalls unterschiedlich ausgeprägt sind. Erhöhter Nüchternblutzucker gilt oft als Diagnosekriterium für Männer, während bei Frauen auch unauffällige Tests vorliegen können. Dies zeigt, dass es an der Zeit ist, die medizinische Praxis zu reformieren und auch geschlechtsspezifische Analysen in Studien zu fordern, wie es zunehmend von Fachzeitschriften verlangt wird.
Ein Schritt in die richtige Richtung
Allerdings gibt es positive Entwicklungen: An der MedUni Wien werden mittlerweile Lehrveranstaltungen zur Gendermedizin angeboten, die das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Unterschiede schärfen sollen. Diese Veränderungen sind wichtig, denn kardiovaskuläre Erkrankungen sind weltweit die häufigste Todesursache bei Männern und Frauen. Die aktuelle Forschung zeigt, dass Unterschiede in Anatomie, Prävalenz und Symptomatik zwischen den Geschlechtern bestehen. Dennoch berücksichtigen derzeitige Richtlinien diese Unterschiede nur unzureichend, da Frauen in klinischen Studien oft unterrepräsentiert sind.
Eine EU-Verordnung von 2022 fordert die Berücksichtigung von unterschiedlichen Geschlechtern in medizinischen Studien. Solche Entwicklungen sind entscheidend, um die gesundheitlichen Bedürfnisse von Frauen besser zu verstehen. Die Probleme hören nicht bei Kardiovaskulären Erkrankungen auf: Krankheiten wie Endometriose, von der 10-15% der Frauen betroffen sind, werden oft erst nach Jahren diagnostiziert. Dieses Beispiel verdeutlicht die Vernachlässigung weiblicher Gesundheitsfragen in der Forschung und Praxis.
Auf dem jährlichen Vorarlberger Frauengesundheitstag, organisiert von „Femail“, wird bereits daran gearbeitet, diese Themen in den Vordergrund zu rücken. Hier wird nicht nur über Menstruation und Wechseljahre gesprochen, sondern auch über die besonderen Herausforderungen, mit denen Frauen in der Gesundheitsversorgung konfrontiert sind. Es ist endlich an der Zeit, dass die Medizin für alle Geschlechter gleichberechtigt und gerecht wird.
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Ort | Feldkirch, Österreich |
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