Hilferuf aus den Schulen: Nur 62% der Fördermittel für Flüchtlingskinder genutzt!

Tirol nutzt Bildungsförderung für geflüchtete Kinder; jedoch nur 62% der Mittel abgerufen. Unterschiede zwischen Bundesländern.
Tirol nutzt Bildungsförderung für geflüchtete Kinder; jedoch nur 62% der Mittel abgerufen. Unterschiede zwischen Bundesländern. (Symbolbild/ANA)

Tirol, Österreich - In den letzten Jahren hat die Situation geflüchteter Kinder und Jugendlicher in Österreich und Deutschland zunehmend Aufmerksamkeit erhalten. Besonders die Herausforderungen im Bildungssystem stehen dabei im Fokus. So wurde festgestellt, dass von den 383 Planstellen, die das Bildungsministerium für die Förderung geflüchteter Kinder und Jugendlicher im Wintersemester 2023/24 bereitgestellt hat, nur 62 Prozent abgerufen wurden. Diese Informationen stammen aus Angaben der Tiroler Tageszeitung, die durch eine parlamentarische Anfrage der FPÖ aufgedeckt wurden. Während einige Bundesländer, wie Oberösterreich und Tirol, die Mittel vollständig ausgeschöpft haben, sieht die Situation in anderen Bundesländern deutlich anders aus.

In Niederösterreich wurden lediglich 62 Prozent der bereitgestellten Mittel genutzt, während in der Steiermark, Vorarlberg und Burgenland weniger als 50 Prozent erreicht wurden. Salzburg schneidet mit weniger als 20 Prozent am schlechtesten ab, und in Wien haben nur etwa ein Drittel der Mittel ihren Weg in die Schulen gefunden. Diese ungleiche Ausschöpfung wirft Fragen auf, warum die Unterstützung nicht flächendeckend ankommt. Mangelnde Deutschkenntnisse, Unklarheiten bei der Verteilung der Zusatzkontingente sowie ein genereller Lehrermangel werden als Hauptursachen genannt.

Ein Blick auf die Förderstrukturen

Das aktuelle Schuljahr hält für ganz Österreich 391 Planstellen als befristetes Abrufkontingent bereit. Diese Ressourcen sollen zur Teilung von Schülergruppen oder zur Erhöhung der Anzahl an Stützpädagogen verwendet werden. Durch die angekündigte Erhöhung der Deutschförderung will Bildungsminister Christoph Wiederkehr nicht nur die Mittel für geflüchtete Kinder erweitern, sondern auch die bisherige Deckelung aufheben. Der Plan, die Sondermittel langfristig in einem neuen Modell für die Deutschförderung zu integrieren, könnte langfristig zu einer Verbesserung der Bildungschancen für geflüchtete Jugendliche führen.

Ein weiterer Aspekt, der für die Integration geflüchteter Schüler von großer Bedeutung ist, sind die Rahmenbedingungen, unter denen sie unterrichtet werden. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise wurden 38.646 ukrainische Schülerinnen und Schüler in das schulische System aufgenommen und profitieren von einem Rahmenkonzept, das speziell zur Beschulung neu zugewanderter Kinder entwickelt wurde. Hierbei wird ein Ziel verfolgt: Ein schneller Übergang in das reguläre Schulsystem innerhalb von maximal zwei Jahren, unterstützt durch einen maßgeschneiderten Unterricht, der an die Deutschkenntnisse der Schüler angepasst ist.

Hürden für geflüchtete Kinder im Bildungssystem

Leider ist der Weg zur schulischen Integration oft steinig. Diskussionen über die Inklusion im deutschen Bildungssystem zeigen, dass geflüchtete Kinder häufig nur begrenzten Zugang zu regulären Klassen haben. Stattdessen werden sie oft in Vorbereitungsklassen unterrichtet, was nicht den Inklusionsansprüchen des Bildungssystems entspricht. Diese Trennung kann zu Diskriminierung führen und den Schulstart für Kinder mit Fluchtbiografie erheblich erschweren. Wie die Bundeszentrale für politische Bildung ausführt, gibt es zudem erhebliche Unterschiede bei der Schulpflicht in den Bundesländern, wobei einige erst nach dem Asylantrag greifen. Dies kann zu langen Wartezeiten führen, in denen Kinder keine schulische Bildung erhalten.

Ein Umdenken in der Wahrnehmung geflüchteter Kinder als aktive Lernende und nicht als passive Opfer ist vonnöten. Die Anerkennung ihrer Stärken und Ressourcen könnte helfen, ihre Integration zu fördern und ihnen den Zugang zu Bildung zu erleichtern. Ansätze wie Mehrsprachigkeitsdidaktik könnten dazu beitragen, die sprachlichen und sozialen Kompetenzen der Kinder zu fördern.

Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen die signifikanten Unterschiede in der Mittelverwendung angehen und echte Inklusion für alle geflüchteten Kinder und Jugendlichen ermöglichen. Nur so kann Bildung für alle zur Brücke in ein neues Leben werden.

Für weitere Details zu den Fördermaßnahmen in Österreich lesen Sie bitte die Artikel von der Tiroler Tageszeitung, von Schulministerium NRW und von der Bundeszentrale für politische Bildung.

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Ort Tirol, Österreich
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