Alfred Stingl: Graz trauert um seinen großen und sozialen Bürgermeister

Graz, Österreich - Die graue Stadt Graz hat einen ihrer ganz großen Söhne verloren. Alfred Stingl, ehemaliger Bürgermeister und ein langjähriger Verfechter sozialer Gerechtigkeit, ist am 29. Mai 2023, nur einen Tag nach seinem 86. Geburtstag, verstorben. Über Jahrzehnte hinweg prägte er die Grazer Politik und gilt als eine der schillerndsten Figuren der Sozialdemokratie in der Steiermark. Als „große Persönlichkeit“ und „Brückenbauer“ wurde er von vielen gewürdigt und hinterlässt eine bleibende Spur.
Stingl war von 1968 bis 2003 in der Grazer Stadtpolitik aktiv. In dieser Zeit prägte er zahlreiche bedeutende Projekte, darunter den Bau des Kunsthauses, der Murinsel, der Stadthalle, des Literaturhauses sowie der Helmut-List-Halle. Auch der Wiederaufbau der Synagoge und die Gründung der FH Joanneum gehen auf seine Initiative zurück. Besonders in Erinnerung bleibt der Moment, als Graz 2001 zur ersten Menschenrechtsstadt Europas erklärt wurde – ein Meilenstein, den Stingl ebenfalls maßgeblich mitgestaltet hat. Laut Krone wird er von seinen Mitbürger*innen als eine sehr bürgernahe und hilfsbereite Persönlichkeit geschätzt.
Würdigung seiner Arbeit
Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) drückte in einer emotionalen Stellungnahme aus, dass Graz eine „große Persönlichkeit“ verloren hat, die stets für soziale Ungleichheiten eintrat. SPÖ-Chef Max Lercher betonte Stingls unerschütterlichen Glauben an das Gute im Menschen und seinen beständigen Einsatz für soziale Themen.
Doris Kampus, Vorsitzende der Grazer SPÖ, bezeichnete ihn als großen Sozialdemokraten, der Graz zu einer weltoffenen und sozialen Stadt gemacht hat. Auch die Grüne Klubobfrau Sandra Krautwaschl sowie Philipp Pointner von den NEOS hoben seine Bemühungen hervor, Menschen zu verbinden und sich für Gerechtigkeit einzusetzen.
Die VinziWerke, eine Organisation, die Stingl 1990 bei deren Gründung unterstützte, bezeichneten ihn als das „soziale Gewissen“ der Stadt Graz. Diese Würdigung stellt Stingls Engagement für die Belange der Schwächeren heraus, das bis zu seinem letzten Tag ungebrochen war.
Der Mensch hinter der Politfigur
Stingl war nicht nur ein Politiker, sondern auch Ehemann und Vater. Über 60 Jahre war er mit seiner Frau Elli verheiratet und hinterlässt einen Sohn und eine Tochter. Bei so viel politischem Engagement ist es beeindruckend zu wissen, dass er auch eine innige Brieffreundschaft mit dem Dalai Lama pflegte, was zeigt, wie weitreichend sein Netzwerk und sein Einfluss waren.
Seine politische Laufbahn war nicht immer einfach. Nach einem Rückschlag im Jahr 1998, als die SPÖ bei der Gemeinderatswahl auf 30,9 Prozent abstürzte, bewies Stingl seine Willensstärke und setzte sich unermüdlich für die Rückkehr seiner Partei in die politischen Gremien und für ein sozial gerechteres Graz ein.
Mit Stingls Tod schwindet eine Stimme, die viele Generationen geprägt hat und für die sozialdemokratischen Werte steht, die in Österreich seit der Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei im Jahr 1888 eine bedeutende Rolle spielen. Laut Wikiwand war und ist die SPÖ stets bestrebt, soziale Verbesserungen zu erreichen und das gesellschaftliche Miteinander zu fördern.
Ein echter Verlust für Graz und die Sozialdemokratie – Alfred Stingl wird in der Stadt und bei seinen Mitmenschen in guter Erinnerung bleiben.
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Ort | Graz, Österreich |
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