Wasserstoffprojekt in Schwäbisch Gmünd: Chance oder teures Experiment?

Schwäbisch Gmünds Wasserstoffprojekt steht vor wirtschaftlichen Herausforderungen, trotz politischem Willen und großen Investitionen.
Schwäbisch Gmünds Wasserstoffprojekt steht vor wirtschaftlichen Herausforderungen, trotz politischem Willen und großen Investitionen. (Symbolbild/ANA)

Schwäbisch Gmünd, Deutschland - Das Wasserstoffprojekt in Schwäbisch Gmünd sorgt für gemischte Gefühle. Oberbürgermeister Richard Arnold bezeichnet das Vorhaben als „Experiment“ und beklagt, dass trotz seines Potenzials Unsicherheiten zur wirtschaftlichen Tragfähigkeit bestehen. Der Elektrolyseur, der einen der größten in Deutschland darstellt, steht kurz vor der Fertigstellung, doch bleibt die Frage, ob er tatsächlich als wirtschaftliche Lösung für die Zukunft dienen kann. Auf der einen Seite gibt es vielversprechende Ansätze, doch auf der anderen hat der Interessent für eine Wasserstofftankstelle bereits abgesagt, was die Pläne zusätzlich kompliziert.

Der Elektrolyseur hat eine Größe von 10 Megawatt und kann täglich bis zu 4.000 Kilogramm Wasserstoff produzieren. Dennoch werfen Kritiker Bedenken auf, da die Menge an benötigtem Wasser und Strom enorm ist: Jährlich sind es rund 18 Millionen Liter Wasser und 220 Megawattstunden Strom, die benötigt werden.Remszeitung berichtet.

Ein gängiges Problem ist der Mangel an industriellen Abnehmern für den produzierten Wasserstoff in der Region. Arnold hatte ursprünglich hohe Erwartungen geäußert und von bis zu 3.000 neuen Arbeitsplätzen gesprochen. Doch die Realität zeigt, dass es an der erforderlichen Nachfrage und der stabilen Infrastruktur mangelt, um die ambitionierten Ziele zu erreichen. Der Wasserstoff soll vier Tankstellen von H2 Mobility beliefern, aber die Frage bleibt, ob diese tatsächlich von den potenziellen Kunden genutzt werden.

Das Projekt wird durch hohe Investitionen, einschließlich Millionen Euro aus Steuermitteln, finanziert, die insbesondere der französischen Firma Lhyfe zugutekommen. Diese betreibt bereits mehrere Elektrolyseure in Frankreich und beliefert etwa 50 Kunden. Für den Erfolg des Projekts in Schwäbisch Gmünd müsste die Ansiedlung von Industrien, die Wasserstoff benötigen, fortschreiten.

Nachhaltiger Industrie- und Technologiepark H2-Aspen

Im Kontext des Wasserstoffprojekts ist auch der Nachhaltige Industrie- und Technologiepark H2-Aspen erwähnenswert, der vom Stadtverwaltung in Schwäbisch Gmünd geschaffen wird. Der Technologiepark setzt auf hohe ökologische Standards und verfolgt das Ziel, eine klimaneutrale Produktion durch die Versorgung mit erneuerbaren Energien und Wasserstoff zu ermöglichen. Auch der Bau des Elektrolyseurs, der im Oktober 2023 begann, ist fester Bestandteil dieses Vorhabens.Die Website der Stadt Schwäbisch Gmünd informiert darüber.

Die Flächen des H2-Aspen sind vollständig im Eigentum der Stadt und bieten ideale Bedingungen für Start-ups und Forschungseinrichtungen. Hier wird die Basis für einen umfassenden Wandel im Bereich Wasserstoff gelegt, der auch von der Landeregierung und der EU durch das EFRE-Programm mit rund 33 Millionen Euro gefördert wird.

Globale Perspektiven für Wasserstoff

Doch der Weg zu einer funktionierenden Wasserstoffwirtschaft ist nicht nur lokal, sondern auch global herausfordernd. In einem Webinar wurde die Publikation „Energie für Deutschland 2023“ vorgestellt, in der die Neuausrichtung der Gas- und Wasserstoff-Infrastruktur in Nordwesteuropa als Schlüssel zur Erreichung der Klimaneutralität hervorgehoben wird. Der Wettbewerb um Wasserstoff ist besonders im internationalen Bereich groß, und die Konkurrenz aus Asien nimmt zu.Weltenergierat hat hierzu umfassende Informationen bereitgestellt.

Die Entwicklungen in Schwäbisch Gmünd spiegeln daher einen größeren Trend wider, der darauf abzielt, die Nutzung von Wasserstoff als Energiequelle auszubauen und damit eine Grundlage für eine nachhaltige Zukunft zu schaffen. Doch der Erfolg hängt entscheidend von der Ansiedlung geeigneter Industrien und der Schaffung einer stabilen Infrastruktur ab – und hier bleibt noch viel zu tun.

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Ort Schwäbisch Gmünd, Deutschland
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