Hirtenberg: Schüler bauen Denkmäler für das Erinnern an den Holocaust

Schüler der Neuen Mittelschule Hirtenberg gestalten Mini-Holocaust-Denkmäler. Ausstellung am 20. Juni 2025. Erinnern, Lernen, Inklusion.
Schüler der Neuen Mittelschule Hirtenberg gestalten Mini-Holocaust-Denkmäler. Ausstellung am 20. Juni 2025. Erinnern, Lernen, Inklusion. (Symbolbild/ANA)

Hirtenberg, Österreich - In Hirtenberg wird zur aktuellen Zeit ein ehrgeiziges Projekt von den dritten Klassen der Neuen Mittelschule durchgeführt. Unter der Leitung von Künstlerin und Pädagogin Petra Mühlmann-Hatzl bereiten die Schüler eine Ausstellung vor, die den Titel „Im Denkmal die Zeit berühren“ trägt. Dieses Projekt fokussiert sich auf pluralistisches Erinnern und die Auseinandersetzung mit dem Holocaust sowie der Fluchtgeschichte, was besonders für die mit Migrant*innen und Flüchtlingskindern gemischten Klassen von Bedeutung ist. Die Schüler bestehen darauf, sich zu fragen, was sie im Klassenverband zur Erinnerung beitragen können, während sie gleichzeitig lernen, wie wichtig es ist, achtsam und sozial miteinander umzugehen.

Das Schulprojekt wird mit Unterstützung des Bildungsministeriums sowie in Zusammenarbeit mit dem Verein Symposion Lindabrunn und der Sigmund Freud Universität realisiert. Die Schüler erstellen Gruppenprojekte in Form von Architekturmodellen, die als kleine Holocaust-Denkmäler konzipiert sind. Dabei wird nicht nur der pythagoreische Lehrsatz in die Entwurfsphase integriert, sondern auch die Übersetzung des Imagine-Textes in verschiedene Muttersprachen der Beteiligten. Ein Ausflug zu den Ruinen der Munitionsfabrik auf dem Lindenberg wird als Teil des Projekts organisiert, was den Schülern einen praktischen Bezug zur Geschichte bietet.

Ein Raum für Erinnerung und Hoffnung

Die Denkmäler, die die Klassen erstellen, drücken nicht nur die Geschehnisse der Vergangenheit aus, sondern schaffen auch einen Raum für Hoffnung und ein friedvolles Miteinander. Sie thematisieren unter anderem Mobbing und schaffen eine Verbindung zur aktuellen Gesellschaft. Geplant sind kreative Konzepte wie ein Escape Room, in dem die Themen Rassismus, Mobbing und Holocaust behandelt werden und der mit einem Garten als Ausgangspunkt endet. Dies zeigt deutlich, dass die Schüler nicht nur eine passive Erinnerung aufbauen, sondern aktiv an der Gestaltung ihrer Gedenkstätten beteiligt sind.

Am 20. Juni 2025 um 17:30 Uhr wird die Ausstellung „Im Denkmal die Zeit berühren“ am Symposion Lindabrunn präsentiert. Unter der Leitung von Petra Mühlmann-Hatzl wird auch die Notwendigkeit diskutiert, dass Schüler mehr über die Zeit des Nationalsozialismus lernen, da es oftmals an Wissen über diese Zeit mangelt.

Die Herausforderung des Erinnerns

ZDF äußert Imanuel Baumann, Leiter des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände, dass es nicht nur um die bloße Erinnerung geht, sondern vielmehr um die Auseinandersetzung mit der Geschichte. Dies ist besonders wichtig, da das Wissen über den Holocaust und die NS-Gräueltaten in der jüngeren Generation häufig eingeschränkt ist. Auch Professor Alfons Kenkmann sieht die Notwendigkeit, Gedenkstättenbesuche für etwaige Schulklassen verpflichtend zu gestalten, um das historische Wissen zu vertiefen.

Die Bedeutung solcher Projekte wird auch durch die bedrückende Tatsache unterstrichen, dass die letzten Überlebenden des Holocausts bald nicht mehr leben werden. Weltweit sind derzeit noch etwa 245.000 Überlebende registriert, und deren Lebensrealitäten müssen digital und in verschiedenen Formaten weiterhin präsent gehalten werden. Diese Diskussion über die Verantwortung gegenüber den nachfolgenden Generationen und die Vermittlung des historischen Wissens wird als zentraler Punkt in der Erinnerungsarbeit angesehen, wie auch der Deutschlandfunk Kultur kritisch thematisiert.

Das Projekt in Hirtenberg ist ein wertvoller Schritt in diese Richtung. Es zeigt, wie wichtig es ist, den Holocaust nicht nur als historische Fußnote zu begreifen, sondern als Teil der menschlichen Erinnerung und der aktuellen Gesellschaftsdebatte zu integrieren. So hat diese Generation die Möglichkeit, sich aktiv mit ihrer eigenen Identität und ihrer Geschichte auseinanderzusetzen und einen Raum für eine inklusive Diskussion zu schaffen.

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Ort Hirtenberg, Österreich
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