Kreative Frustration: Marisas Leben in der Welt der Bullshit-Jobs

Kreative Frustration: Marisas Leben in der Welt der Bullshit-Jobs
Weiz, Österreich - In der heutigen schnelllebigen Arbeitswelt fragen sich viele, ob ihr Job tatsächlich einen Einfluss auf die Gesellschaft hat oder ob sie einfach nur „Bullshit-Jobs“ ausüben. Das Debütwerk „Geht so“ von Beatriz Serrano greift dieses Phänomen auf und zeigt, wie unsere beruflichen Entscheidungen unser Leben und unsere psychische Gesundheit beeinflussen können. Wie Kleine Zeitung berichtet, ist die Hauptfigur Marisa in einer kreativen Agentur tätig und verbringt ihre Tage damit, Werbung für oft überflüssige Produkte zu machen. Trotz ihrer scheinbaren materiellen Erfolge fühlt sie sich innerlich leer und unzufrieden.
Der Roman beginnt mit einer Zeile aus dem Song „Heaven Knows I’m Miserable Now“ von The Smiths, was die düstere Grundstimmung von Marisas Leben unterstreicht. Sie hat sich bewusst für den Weg des Materiellen entschieden, doch die Angstzustände, die sie „Berto“ nennt – nach einem früheren Liebhaber – begleiten sie im Alltag. Ihr Leben ist geprägt von Einsamkeit, und soziale Kontakte beschränken sich hauptsächlich auf gelegentliche Treffen mit ihrem Nachbarn, bei denen es nicht nur um Wein, sondern auch um körperliche Nähe geht.
Die Schattenseiten von Bullshit-Jobs
Das Thema „Bullshit-Jobs“ wurde insbesondere durch David Graebers Buch „Bullshit Jobs: A Theory“ aus dem Jahr 2018 populär. Graeber beschreibt, dass über die Hälfte der Arbeit, die Menschen leisten, als bedeutungslos erachtet wird und darüber hinaus psychologisch schädlich sein kann, besonders wenn Arbeit stark mit dem Selbstwertgefühl verknüpft ist. Tatsächlich zeigen Studien, dass ein hoher Anteil der Beschäftigten ihre Tätigkeiten als wenig nützlich wahrnimmt. Eine Umfrage von YouGov stellt fest, dass 37 Prozent der Briten der Meinung sind, ihr Job trage nicht entscheidend zur Welt bei, so wie Wikipedia berichtet.
Graeber unterteilt diese bedeutungslosen Tätigkeiten in verschiedene Kategorien, darunter „Flunkies“, die Vorgesetzte unterstützen, und „Box Tickers“, die lediglich den Schein von produktiver Arbeit erwecken. Diese komplexe Einteilung macht deutlich, wie breit das Spektrum an Berufen ist, die oft ohne wirklichen Sinn ausüben werden.
Psychische Gesundheit im Job
Wie Psychologie Heute betont, hat das Empfinden von Sinnlosigkeit im Berufsleben direkte Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Menschen, die ihre Arbeit als bedeutungslos empfinden, leiden häufig unter schlechterer mentaler Gesundheit. Gleichzeitig wird aufgezeigt, dass die Verbesserung von Arbeitsbedingungen und das Knüpfen sozialer Kontakte den negativen Gefühlen entgegenwirken können. Graeber selbst fordert tiefgreifende gesellschaftliche Maßnahmen, wie ein bedingungsloses Grundeinkommen, um diesen Missständen entgegenzuwirken.
„Geht so“ schöpft viel von diesen Erkenntnissen und kombiniert dabei bittere Wahrheiten mit humorvollen Elementen. Marisas Vorbereitung auf ein Teambuilding-Wochenende zeigt eindrücklich, wie sehr sie unter ihrer beruflichen Situation leidet. Sie greift zu beruhigenden Pillen, um die damit verbundenen Panikattacken erträglicher zu machen. Mit 239 Seiten ist der Roman ein tiefgründiger Blick auf die Thematik und kostet 22,50 Euro. Die Leser:innen finden sich in Marisas Erlebnissen wieder und fragen sich, wie viele von uns ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Details | |
---|---|
Ort | Weiz, Österreich |
Quellen |