Psychologischer Notstand in Graz: Wie helfen wir nach dem Amoklauf?

Nach Amoklauf in Graz diskutieren Experten über die Versorgung mit Schulpsychologen und die Unterstützung für Betroffene.
Nach Amoklauf in Graz diskutieren Experten über die Versorgung mit Schulpsychologen und die Unterstützung für Betroffene. (Symbolbild/ANAGAT)

Psychologischer Notstand in Graz: Wie helfen wir nach dem Amoklauf?

Dreierschützengasse, Graz, Österreich - In einer bewegenden Diskussion über die Folgen des tragischen Amoklaufs am BORG Dreierschützengasse haben die Notfallpsychologin Barbara Juen vom Roten Kreuz und Psychologin Margit Laufer deutlich gemacht, wie wichtig die Akutbetreuung für die betroffenen Schüler und Lehrer ist. Wie Kleine Zeitung berichtet, stehen die Unterstützung von Angehörigen und die Möglichkeit, den Verlust eines geliebten Menschen zu verarbeiten, im Mittelpunkt der aktuellen Bemühungen.

Die Rückkehr in den Schulalltag stellt eine große Herausforderung dar. Schüler und Lehrer müssen sich schrittweise an den Ort des Geschehens gewöhnen, und Rituale sollen dazu beitragen, ein Gefühl der Sicherheit zurückzugewinnen. Die Experten betonen, dass Schulpsychologen, -sozialarbeiter und -ärzte eine entscheidende Rolle in der Nachsorge und Prävention spielen müssen.

Bedarf an Schulpsychologen wächst

Aktuell sind in der Steiermark 32 Schulpsychologen im Einsatz, darunter 16 aus der Region und weitere 16, die aus anderen Bundesländern hinzugezogen wurden. Laut Kurier hat die Bildungsdirektion die Verstärkung der Kapazitäten vor Ort bekannt gegeben. In der Helmut-List-Halle wird inzwischen ein Angebot zur Krisenintervention organisiert, das bis mindestens nächsten Mittwoch fortgeführt wird, um Jugendlichen in Kleingruppen zu helfen, das Erlebte zu verarbeiten.

In diesen Gruppen werden individuelle Bedürfnisse berücksichtigt, und es wird darauf geachtet, Traumatisierungen zu verhindern. Die Jugendlichen haben viele Fragen zum Umgang mit ihren Ängsten sowie zu Noten und Prüfungen. Während einige von ihnen sich zurückziehen, zeigen andere eine offene Trauer. Auf die drängendsten Fragen, wie man über die Taten sprechen soll, gibt es noch unzureichende Antworten.

Ein Defizit im System

Die Notwendigkeit einer verstärkten Versorgung mit Fachkräften im Bereich Schulpsychologie wird von Juen als drängend erachtet. Sie verweist auf das Beispiel Deutschlands, wo nach dem Amoklauf in Winnenden eine Aufstockung der Schulpsychologen stattgefunden hat. Ihre Forderung nach Nachbesserungen bei den aktuellen Gutachten für den Waffenbesitz zeigt, dass die Problematik vielschichtig ist. Tests, die sich nur auf Stressresistenz konzentrieren, sind nicht ausreichend, auch umfassende Persönlichkeitsanalysen sind notwendig, um solche Tragödien in Zukunft zu verhindern.

Für eine effektive Krisenintervention muss auch die Verantwortung an den Schulen klar geregelt sein. In Deutschland existieren seit zwei Jahrzehnten systematische Planungen und Handlungsanweisungen für schulische Notfälle, die in Kooperation mit schulpsychologischen Fachkräften entwickelt wurden. So wird auch in der Steiermark die Notwendigkeit für eine umfassendere Ausbildung und Vernetzung der Schulpsychologen deutlich. Schulpsychologie.de hält fest, dass präventive Maßnahmen und psychosoziale Notfallversorgung für Schulen von wesentlicher Bedeutung sind.

Es ist unverkennbar, dass im Bereich der Schulpsychologie dringender Handlungsbedarf besteht. Der Austausch von Erfahrungen und ein solides Netzwerk werden helfen, die Herausforderungen zu bewältigen und die Sicherheit an Schulen wiederherzustellen.

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OrtDreierschützengasse, Graz, Österreich
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