Wiener Fachtagung: Gegen das Tabu Menschenhandel und Zwangsprostitution!

Am 6. Juni 2025 fand in Wien eine Fachtagung zur Bekämpfung von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung statt. Experten diskutierten wichtige Themen und Herausforderungen für Opfer.
Am 6. Juni 2025 fand in Wien eine Fachtagung zur Bekämpfung von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung statt. Experten diskutierten wichtige Themen und Herausforderungen für Opfer. (Symbolbild/ANA)

Wien, Österreich - Am Donnerstag hat die „Plattform gegen Ausbeutung und Menschenhandel“ im Juridicum in Wien ihr 10-jähriges Bestehen mit einer spannenden Fachtagung gefeiert. An dieser Veranstaltung nahmen zahlreiche heimische Hilfsorganisationen und internationale Experten teil, um ein drängendes und oft totgeschwiegenes Thema auf die Agenda zu setzen. Diskutiert wurden insbesondere Themen wie sexuelle Ausbeutung, Zwangsheiratspraktiken, Kinderarbeit und die prekäre Situation von Opfern des Menschenhandels in Österreich. Laut katholisch.at betonte Sr. Anna Mayrhofer von „Solwodi Österreich“, dass Zwangsprostitution ein Tabuthema in unserer Gesellschaft ist und Opfer in ihrem Kampf um Freiheit oft gegen Mauern anrennen.

Die Herausforderungen für Betroffene sind dramatisch. Mayrhofer berichtete, dass Klientinnen aus Drittstaaten häufig unter unsicheren Aufenthaltsbedingungen leiden und keine garantierte Möglichkeit haben, legal zu arbeiten, was ihre Empfindungen von Isolation und Machtlosigkeit verstärkt. Der Zugang zum Arbeitsmarkt und ein sicherer Aufenthaltsstatus hängen dabei meist von ihrer Rolle als Zeuginnenveranstaltungen ab, was die Situation zusätzlich kompliziert. Unterstützt wird diese Aussage von Maryam Alemi, einer Rechtsberaterin der Caritas Wien, die auf die Problematik der mangelnden Glaubwürdigkeit von Opfern hinwies, wenn sie bei den Behörden vorstellig werden.

Die Rolle von Behörden und Bildung

Während der Fachtagung wurde die Notwendigkeit von Schulungen für Behörden besprochen, um die Früherkennung und Glaubwürdigkeit von Opfern zu verbessern. Viele Betroffene scheuen sich davor, Anzeige zu erstatten, da die damit verbundenen Gerichtsverfahren emotional sehr belastend sind. Hier wurde die Bedeutung einer guten Rechtsberatung für den internationalen Schutz von Betroffenen betont. Am Vormittag wurden auch Workshops für Schülerinnen und Schüler zu den Themen „Was tun gegen Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen“ abgehalten. Solche Aufklärungsmaßnahmen sind essenziell, um das Bewusstsein für diese Themen zu schärfen.

Am Nachmittag fand dann eine Diskussion über Perspektiven für Opfer von Menschenhandel in Österreich statt. Dabei wurden auch Themen wie Zwangsheirat und die Rolle von sogenannten „Loverboys“ behandelt. Reinhard Heiserer von „Jugend Eine Welt“ setzte sich mit Kinderarbeit im Globalen Süden auseinander und stellte einen klaren Zusammenhang zwischen dem Wohlstand der Industrieländer und der Ausbeutung von Kindern her. Seine Forderung nach einem wirksamen Lieferkettengesetz und nach politischem Druck zur Bekämpfung dieser Problematik fand großen Zuspruch unter den Diskutanten, die aus verschiedenen Bereichen, einschließlich des Bundesministeriums und der Staatsanwaltschaft Wien, kamen.

Europäische Dimension des Menschenhandels

Doch Österreich allein kann diese Herausforderungen nicht bewältigen. Auch auf europäischer Ebene wird an Lösungen gearbeitet. So haben die Abgeordneten des Europäischen Parlaments im April eine Vereinbarung unterstützt, welche die Ausbeutung von Leihmutterschaft als eine zusätzliche Form des Menschenhandels thematisiert. Frauen, die durch Zwang oder Täuschung in die Rolle der Leihmutter gedrängt werden, brauchen dringend rechtlichen Schutz. Europa fordert daher ein wirksameres System zur Unterstützung von Opfern und die Verschärfung der Sanktionen gegen Unternehmen, die in Menschenhandel verwickelt sind. Hierbei sollen auch geschlechtsspezifische, behindertenspezifische und kindgerechte Aspekte stärker berücksichtigt werden.

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass der Kampf gegen Menschenhandel und Ausbeutung eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung ist, die sowohl auf lokaler als auch auf europäischer Ebene angepackt werden muss. Die Fachtagung in Wien hat eindrucksvoll unterstrichen, dass jeder Einzelne seinen Beitrag leisten kann, um diese dunklen Machenschaften anzuprangern und zu bekämpfen.

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Ort Wien, Österreich
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