Swarovski und die NS-Zeit: Ein dunkles Kapitel der Firmengeschichte

Swarovski in Tirol: 130 Jahre Unternehmensgeschichte und die Aufarbeitung seiner Rolle während der NS-Zeit.
Swarovski in Tirol: 130 Jahre Unternehmensgeschichte und die Aufarbeitung seiner Rolle während der NS-Zeit. (Symbolbild/ANA)

Wattens, Tirol, Österreich - Was geht in Wattens? Anlässlich des 130-jährigen Jubiläums von Swarovski, das im Jahr 2023 gefeiert wurde, sind die Schatten der Geschichte zurück in den Blick geraten. Historiker diskutieren die umstrittene Rolle des Unternehmens während der NS-Zeit, und ein neues Buch von Historiker Horst Schreiber, herausgegeben im Studienverlag, wird demnächst veröffentlicht. Das Werk mit dem Titel „Das Unternehmen Swarovski im Nationalsozialismus“ verspricht wichtige Einblicke und ist Teil einer umfassenderen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit des Unternehmens. Schreiber, der auch Leiter des Vermittlungsprogramms erinnern.at Tirol ist, hat sich in der Vergangenheit intensiv mit Themen rund um die NS-Zeit beschäftigt und zahlreiche Werke zu diesem Thema verfasst, wie krone.at berichtet.

Doch was wissen wir genau über Alfred Swarovski, den damaligen Präsidenten des Tiroler Landesverbands der österreichischen Industriellen? Seine Verstrickung in die nationalsozialistische Ideologie wird in einer Analyse von Horst Schreiber näher beleuchtet. Alfred unterstützte damals den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich und war sogar bereit, 100.000 Schilling für ein Erholungsheim an Adolf Hitler zu spenden. Während einer Festversammlung formulierte er „dankbare Treuegrüße“ an den Führer und wies auf die Notwendigkeit hin, die Tiroler Industrie in die nationalsozialistische Wirtschaftsordnung zu integrieren. Details zu diesen Ereignissen liefert auch die Plattform horstschreiber.at.

Wirtschaftliche Entwicklungen im Schatten des Krieges

Unter den Bedingungen der NS-Wirtschaftspolitik erreichte Swarovski eine entscheidende Umstrukturierung. Ab 1942 kam es zu einem Umorganisationsprozess der gewerblichen Wirtschaft mit der Gründung der Gauwirtschaftskammer Tirol-Vorarlberg, an deren Spitze Alfred Swarovski bis zum Ende des Krieges stand. Interessant ist auch, dass das Unternehmen von der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik profitierte, die die Privatindustrie begünstigte. Während Swarovski als „begeistertes Mitglied der NSDAP“ gilt, traten 141 von 571 Mitarbeitern bereits vor 1938 der Partei bei. Ein Fackelzug in Wattens, an dem Mitglieder der Familie Swarovski teilnahmen, ist nur eines von vielen Zeichen der damaligen Sympathien.

Dennoch war die Zeit für Swarovski nicht immer einfach. Vor dem Krieg litt das Unternehmen unter einem ausländischen Wirtschaftsbojkott. Doch nach einer Diversifizierung in die Rüstungsproduktion, insbesondere in die Herstellung von optischen Geräten und Schleifmitteln, konnte Swarovski seine Produktion stabilisieren. Bis 1943 zählte das Unternehmen rund 1.200 Mitarbeiter, darunter viele Zwangsarbeiter.

Nach dem Krieg: Entnazifizierung und wirtschaftliche Erholung

Nach dem Ende des Krieges gelang es dem Unternehmen, die Entnazifizierung ohne größere Probleme zu überstehen. Dank der Unterstützung der französischen Besatzungsmacht konnte Swarovski seine wirtschaftliche Aktivitäten fortsetzen und die Exportzahlen, die vor dem Krieg einen Anstieg zeigten, weiterhin aufrechterhalten. Laut Berichten argumentierte das Unternehmen, dass niedrige Preise und hohe Qualität die Schlüssel zu ihrem Exporterfolg waren, wie die Plattform erinnern.at erläutert.

Das Unternehmen hat sich entschieden, seine eigene Geschichte aufarbeiten zu lassen. Dabei wurden verschiedene Studien in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse jedoch nicht veröffentlicht werden dürfen. Swarovski betont, proaktiv mit seiner Vergangenheit umzugehen. Langes-Swarovski, eine Vertreterin des Unternehmens, äußerte im Jahr 2013, dass Transparenz und inhaltliche Freiheit von großer Bedeutung seien. Für die Öffentlichkeit bleibt jedoch nur der Zugang zu bereits bestehenden Informationen, beispielsweise über historische Werke von Horst Schreiber und die Inhalte auf Plattformen wie Wikipedia.

In Anbetracht der kommenden Veröffentlichung von Schreiber’s Buch bleibt zu hoffen, dass die Leserinnen und Leser ein umfassendes Bild der komplexen historischen Lage von Swarovski in der NS-Zeit erhalten werden.

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Ort Wattens, Tirol, Österreich
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