Dichand-Familie übernimmt die Kronen Zeitung – Was nun?

Die Familie Dichand übernimmt den Vollbesitz der "Kronen Zeitung" von der Funke Mediengruppe - Ein signifikanter Schritt in Österreichs Medienlandschaft.
Die Familie Dichand übernimmt den Vollbesitz der "Kronen Zeitung" von der Funke Mediengruppe - Ein signifikanter Schritt in Österreichs Medienlandschaft. (Symbolbild/ANAGAT)

Dichand-Familie übernimmt die Kronen Zeitung – Was nun?

Eisenstadt, Österreich - Die Medienszene in Österreich hat einen markanten Wandel vollzogen. Die Essener Funke Mediengruppe hat ihren 50-Prozent-Anteil an der "Kronen Zeitung" verkauft, sodass nun wieder die Wiener Verlegerfamilie Dichand die alleinige Kontrolle über die größte Tageszeitung des Landes übernimmt. Mit mehr als zwei Millionen Lesern täglich hat die „Kronen Zeitung“ einen enormen Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung in Österreich. Der Verkauf kommt nach jahrzehntelangen Rechtsstreitigkeiten zwischen den Teilhabern, insbesondere um Gewinngarantien, und ist das Ergebnis eines Umbruchs auf dem Medienmarkt, der durch die Insolvenz der Signa-Gruppe von René Benko ausgelöst wurde.

Die Rückgabe der Anteile an die Familie Dichand wurde als freundschaftlicher Prozess beschrieben. Julia Becker, die Aufsichtsratsvorsitzende der Funke-Gruppe, äußerte sich positiv über die Verhandlung und die Übergabe. Christoph Dichand, der neue Verleger der "Kronen Zeitung", plant die Weiterentwicklung der Zeitung, während Michael Tillian als Geschäftsführer und Gerhard Valeskini in Führungsrollen bleiben. Dennoch müssen die Wettbewerbsbehörden der Grundsatzvereinbarung noch zustimmen, bevor die Übertragung endgültig vollzogen wird, was voraussichtlich bis November 2023 der Fall sein könnte, wie die Presse berichtet.

Bedeutender Akteur in der Medienlandschaft

Die "Kronen Zeitung" kommt nicht nur als größte Tageszeitung in Österreich, sondern gehört auch zu den einflussreichsten Medien weltweit. Ihre Berichterstattung hat eine besondere Affinität zu emotionalisierten Themen und weist unter anderem auf die katholische Kirche und gesellschaftliche Angelegenheiten hin. Die Redaktion ist bekannt für ihren Kampagnenjournalismus und wird von politischen Entscheidungsträgern genau beobachtet. Diese mediale Dominanz hat dazu geführt, dass viele Politiker in Österreich agieren, als ob sie selbst Redakteure der "Kronen Zeitung" wären, wobei sie sich stark an den Nachrichtenwerten dieser Publikation orientieren. Deutschlandfunk hebt die beispiellose Marktmacht der Boulevardmedien in Österreich hervor und beschreibt, wie die Berichterstattung dort das Handlungsverständnis von Politikern prägt.

Besonders nach den Enthüllungen rund um das Strache-Video hat die "Kronen Zeitung" ihre Berichterstattung über die FPÖ verschärft. Politikwissenschaftler Fritz Plasser bemerkt eine anhaltende kritische Tendenz in der Berichterstattung, was die geopolitische Rolle dieser Zeitung weiter unterstreicht. Auch im Vergleich zu anderen großen Boulevardzeitungen, wie der "Bild-Zeitung", bietet die "Kronen Zeitung" ein breiteres redaktionelles Konzept und deckt sowohl nationale als auch internationale Politik umfassend ab.

Aussichten für die Zukunft

Durch den Rückzug der Funke Mediengruppe aus Österreich wird die Landschaft für die "Kronen Zeitung" künftig wieder zu einem ganz eigenen Spielplatz für die Familie Dichand. Nach fast 40 Jahren in verschiedenen Besitzverhältnissen und ständigen internen Konflikten, die von einem Streben nach Profitabilität begleitet waren, steht die Zeitung nun vor einer Neuausrichtung. Der Verlust der Funke-Gruppe als Mitgesellschafter könnte neue Möglichkeiten eröffnen, die "Kronen Zeitung" an die aktuellen Bedürfnisse der Leser anzupassen und vielleicht mehr Augenmerk auf Inhalte zu legen, die direkt mit der österreichischen Gesellschaft verknüpft sind.

Die "Kronen Zeitung", zusammen mit dem "Kurier", der ebenfalls unter Mediaprint operiert, wird in der nächsten Zeit genau beobachtet werden. Die größte Herausforderung für Christoph Dichand wird sein, die Zeitung in einem sich schnell verändernden Medienumfeld erfolgreich zu positionieren und dabei die allseits bekannten Herausforderungen der Boulevard-Presse im Auge zu behalten.

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OrtEisenstadt, Österreich
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