Experten verlangen Reform der Deutschförderung für mehrsprachige Kinder!

Experten verlangen Reform der Deutschförderung für mehrsprachige Kinder!
Meidling, Österreich - In der aktuellen Debatte um die Deutschförderung in Österreich fordern Expertinnen für Mehrsprachigkeit einen grundlegenden Paradigmenwechsel. Wie der Kurier berichtet, kritisieren Fachleute die bestehenden Strukturen, die durch Deutschtests und separate Fördergruppen geprägt sind. Diese Maßnahmen setzen sowohl Kinder als auch ihre Eltern sowie das pädagogische Personal unter Druck, was den Lernprozess eher behindert als fördert.
Carmen Kovacs vom Verein Startklar spricht sich dafür aus, Eltern besser zu informieren und zu unterstützen. Ein wachsendes Interesse an Unterstützung durch Startklar aus Kindergärten und Schulen zeigt, dass zahlreiche Akteure der Meinung sind, dass in den bestehenden staatlichen Strukturen Nachholbedarf herrscht. So fordert Kovacs die Schaffung von multiprofessionellen Teams in Kindergärten, die Deutschförderkräfte beinhalten, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden.
Der Druck der Tests und die Herausforderungen in Schulen
Ein weiteres wichtiges Thema kommt von Saskia Hula, der Direktorin einer Volksschule in Wien. Sie berichtet von der hohen Anzahl an „außerordentlichen Schülern“ aufgrund von Deutschproblemen und kritisiert den gestiegenen Aufwand für MIKA-D-Testungen, die aber nicht zu einer effektiveren Deutschförderung geführt haben. Vielmehr wird der Mangel an Lehrpersonal mit spezifischer Ausbildung zur Unterstützung von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ) als drängendes Problem identifiziert.
Verena Blaschitz vom Netzwerk Sprachenrechte plädiert für eine integrierende Deutschförderung. Sie lehnt die bestehende Praxis der Tests für Dreijährige ab und sieht diese als hinderlich für das Deutschlernen. Der kritische Blick auf diese Tests wird auch durch die Tatsache gestützt, dass Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, ein höheres metasprachliches Bewusstsein entwickeln. Dies fördert langfristig deren Fähigkeit, mehrere Sprachen zu erlernen, wie Studien zeigen.
Neue Möglichkeiten und Ansätze für die Sprachförderung
Seit Jänner 2024 gilt ein neuer Leitfaden zur Deutschförderung an österreichischen Schulen. Der MIKA-D-Test, der als wichtiges Instrument zur Kompetenzanalyse dient, wird durch eine Ergänzungsskala ab März 2025 ergänzt, die betroffenen Schülern helfen soll, trotz kurzfristiger Defizite im Test dennoch Zugang zu Kursen zu erhalten. Informationen zu diesem Thema sind auf der Website des Stewardship des IQS abrufbar, wo auch spezielle Hotline-Nummern zur Unterstützung verfügbar sind, die unter anderem online Beratungen anbieten.
Der Bildungsserver Steiermark weist darauf hin, dass nach wie vor zahlreiche Materialien und Online-Lernmöglichkeiten über den Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) abgerufen werden können. Zudem hat sich gezeigt, dass Konzepte wie die Zwei-Wege-Immersion in der Praxis selten angewendet werden, obwohl sie sich in der Förderung von Mehrsprachigkeit als effektiv erwiesen haben.
Das Ziel dieser Reformen und Diskussionen ist es, die Ressourcen der Schüler:innen zu nutzen und sie auf ihrem Bildungsweg bestmöglich zu unterstützen. Dabei steht die Sichtweise auf Mehrsprachigkeit als wertvolle Ressource für die Identitätsbildung im Vordergrund.
Insgesamt bleibt festzuhalten: Die Bemühungen müssen in Richtung einer ganzheitlicheren und integrativen Sprachförderung gehen, die das kreative und soziale Potenzial der Sprache würdigt und den Kindern hilft, selbstbewusst mit ihren Sprachkenntnissen umzugehen.
Besuchen Sie auch den Deutschen Schulportal, um weitere Informationen und Studien darüber zu erhalten, wie Mehrsprachigkeit im Unterricht gefördert werden kann und welche Ansätze in verschiedenen Schulen derzeit umgesetzt werden.
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Ort | Meidling, Österreich |
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