Innsbruck zählt obdachlose Menschen: EU-Projekt gegen Wohnungslosigkeit!

Innsbruck beteiligt sich am EU-Projekt zur Bekämpfung von Obdachlosigkeit, mit verlässlicher Datenerhebung und „Housing First“-Prinzip.
Innsbruck beteiligt sich am EU-Projekt zur Bekämpfung von Obdachlosigkeit, mit verlässlicher Datenerhebung und „Housing First“-Prinzip. (Symbolbild/ANAGAT)

Innsbruck zählt obdachlose Menschen: EU-Projekt gegen Wohnungslosigkeit!

Innsbruck, Österreich - Innsbruck setzt ein starkes Zeichen im Kampf gegen Wohnungs- und Obdachlosigkeit. Die Stadt beteiligt sich am EU-Projekt „City Count Homelessness“, das darauf abzielt, die Obdachlosigkeit in sämtlichen EU-Städten bis 2030 zu bekämpfen. Vizebürgermeister Georg Willi hebt die Bedeutung verlässlicher Daten hervor, um gezielte Hilfsstrategien entwickeln zu können. Die Zählmethode, die sich in ganz Europa etablieren soll, wurde bereits letztes Jahr in 15 Städten erprobt und wird 2023 auf 35 Städte in 21 Ländern ausgeweitet.

Die wissenschaftliche Leitung des Projekts in Innsbruck übernimmt Philipp Schnell von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Im Oktober 2023 werden lokale Sozialdienste, Notunterkünfte und Streetworker aktiv, um Informationen über die Situation wohnungsloser Menschen zu sammeln. Ziel ist es, möglichst viele Betroffene zu erreichen und mittels anonymisierter Fragebögen in sechs Kategorien – von obdachlos bis temporär untergebracht – zu erfassen. Dies geschieht unter dem „Housing First“-Prinzip, das den Schwerpunkt auf Wohnungsvermittlung und ein selbstständiges Leben legt.

Menschenrechte für Obdachlose

Innsbruck geht noch einen Schritt weiter: Die Stadtregierung hat die „Homeless Bill of Rights“ unterzeichnet. Diese Erklärung stärkt die Menschenrechte obdachloser Personen und baut auf europäischer und internationaler Menschenrechtsgesetzgebung auf. Willi betont die Relevanz dieser Unterzeichnung für den Schutz wesentlicher Rechte wie Zugang zu Wohnraum, Gesundheitsversorgung und sozialer Teilhabe.

Das gesamte Vorhaben kommt ohne Kosten für die Stadt Innsbruck aus, da die EU die Teilnahme am Forschungsprojekt finanziert. Der Stadtsenat hat einstimmig für die Unterzeichnung eines „Letter of Commitment“ gestimmt, was zeigt, wie ernst es der Stadt mit der Bekämpfung von Obdachlosigkeit ist.

EU-Vorgaben und die aktuelle Realität

Die Initiative Innsbrucks reiht sich in einen größeren europäischen Kontext ein, denn über 700.000 Menschen leben in Europa obdachlos – ein Anstieg von erschreckenden 70 Prozent innerhalb eines Jahrzehnts. Das europäische Parlament hat dies erkannt und fordert, dass bis 2030 die Obdachlosigkeit vollständig beseitigt wird. Zu den nötigen Maßnahmen gehören unter anderem eine bessere Überwachung der Obdachlosenstatistik und ein EU-Rahmen für nationale Strategien.

Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielschichtig: Zu den größten Herausforderungen zählen höhere Wohnkosten, Wirtschaftskrisen und mangelnder sozialer Schutz, verstärkt durch die COVID-19-Krise. Eine Wohnung ist und bleibt ein fundamentales Menschenrecht. Es ist an der Zeit, auch in Innsbruck und darüber hinaus, die Sichtbarkeit und das Bewusstsein für die Realität der Wohnungslosigkeit zu schärfen.

Mit Projekten wie „City Count Homelessness“ und der „Homeless Bill of Rights“ möchte Innsbruck sowohl datengestützte Maßnahmen für eine nachhaltige Lösung als auch die Rechte der am stärksten betroffenen Menschen stärken. Hier liegt zweifellos viel Potenzial für eine positive Wende in der Stadt!

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OrtInnsbruck, Österreich
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