Barbi Marković: Poetikvorlesung zwischen Zweifel und Kreativität!

Barbi Marković hält vom 13. bis 15. Mai 2024 Poetikvorlesungen in Salzburg über Kreativität, Sprache und Literatur.
Barbi Marković hält vom 13. bis 15. Mai 2024 Poetikvorlesungen in Salzburg über Kreativität, Sprache und Literatur. (Symbolbild/ANA)

Salzburg, Österreich - In wenigen Tagen startet die mit Spannung erwartete Poetikvorlesung von Barbi Marković an der Paris Lodron Universität Salzburg. Vor zwei Jahren nahm die Autorin diesen Auftrag an und wollte eine kluge, ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Schreiben präsentieren, die Bezug auf Größen wie Benjamin, Vonnegut und Woolf nimmt. Doch nur 14 Tage vor der Deadline merkt sie, dass die Ideen sich nicht von selbst schreiben. Wie sie dieser Herausforderung begegnet, ist dabei fast schon spannend wie ein Krimi.

Marković, die in Belgrad geboren wurde und seit 2006 in Wien lebt, wird ihre Poetikvorlesung mit dem Titel „Stehlen. Schimpfen. Spielen“ in drei Teilen präsentieren. Am Montag, den 13. Mai 2024, geht es mit dem Thema „Stehlen“ los, wo sie die kulturelle Unverschämtheit des Stils behandelt, den eigenen Einfluss und die Herausforderungen der Originalität beleuchtet. Am Dienstag folgt „Schimpfen“, in dem es um die Kraft und den Rhythmus von Schimpftiraden geht, die verdeutlichen, wie Machtverhältnisse auch in der Sprache strukturiert sind. Der letzte Teil, „Spielen“, am Mittwoch, thematisiert die formalen Zwänge und Textspieleinflüsse, wobei sie Anleihen bei der Oulipo-Schule nimmt und sich mit der Distanz zwischen Autorin und Text auseinandersetzt.

Literarische Auseinandersetzung mit Zweifeln

Vor die Herausforderung, Ergebnisse zu präsentieren, stellt sich Marković selbstironisch. Sie ist sich bewusst, dass sie niemandem etwas schuldet und positioniert ihre Poetikvorlesung als eine unkonventionelle Form der Auseinandersetzung mit dem Schreiben. Dabei gibt sie auch Einblicke in ihr Werk „Die verschissene Zeit“, in dem sie die Schimpf- und Spielkultur der serbischen Jugend in den 1990er Jahren reflektiert. In ihrem Roman „Minihorror“, der 2024 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet werden wird, thematisiert sie die Albträume des Mittelstands und des Alltags. Sie nutzt dabei eine lakonische Sprache mit einem Hauch von schräger Fantasie.

Die Poetikvorlesung wird also nicht nur eine Analyse ihrer Schreibprozesse, sondern auch eine kritische Erkundung der Literatur insgesamt sein. Marković möchte zeigen, wie innere Krisen in der Literatur Raum finden, ähnlich wie Ferdinand Schmalz, der im Vorjahr bei der Eröffnungsrede des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs über Schreibkrisen sprach. Für Schmalz ist gute Literatur eben jene, die echtes Innenleben zeigt und sich nicht davor scheut, diese Schrecken an das Publikum zu vermitteln.

Einblicke in Markovićs Werk

Die Veranstaltung wird von der Paris Lodron Universität Salzburg und dem Salzburger Literaturforum Leselampe organisiert und findet in den Räumlichkeiten der Erzabt-Klotz-Straße 1 statt. Am Donnerstag, den 16. Mai 2024, wird zudem ihre Lesung aus „Minihorror“ stattfinden, die um 19:00 Uhr beginnt. Diese Buchpräsentation verspricht, einen weiteren Facettenblick auf ihre Themen wie Mobbing und gescheiterte Urlaube zu geben. Bei freiem Eintritt wird Moderatorin Magdalena Stieb durch den Abend führen und die Protagonisten von „Minihorror“ – die beiden Charaktere Mini und Miki – mit ihren Horrorszenarien im Alltag vorstellen.

Barbi Marković hat sich in der österreichischen Literaturszene einen Namen gemacht, nicht zuletzt durch ihre zuvor veröffentlichten Werke wie „Ausgehen“ (2009) und „Superheldinnen“ (2016). Ihre Auszeichnungen, darunter der Literaturpreis Alpha und der Priessnitz-Preis, sind Belege für ihr literarisches Talent. In einer Zeit, in der das Schreiben oft von äußeren Druckfaktoren geprägt ist, zeigt sie, dass Selbstbefragung und Unsicherheit nicht nur Teil des kreativen Prozesses sind, sondern auch wertvolle Inhalte generieren können.

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Ort Salzburg, Österreich
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