Wiener Kongress: So formte Europa nach Napoleons Niederlage!

Leopoldstadt, Österreich - Die Bedeutung Wiens als internationales Zentrum zeigt sich besonders eindrucksvoll am Beispiel des Wiener Kongresses, der vom 18. September 1814 bis 9. Juni 1815 stattfand. Die Veranstaltung wurde unter der Leitung des österreichischen Außenministers Fürst Klemens von Metternich organisiert und versammelte Kaiser, Könige, Minister und Staatsmänner aus ganz Europa im Haus am Ballhausplatz, wo heute das Bundeskanzleramt ansässig ist. Ziel dieses Kongresses war die Definition einer neuen Ordnung Europas nach den turbulenten napoleonischen Kriegen. Die Entscheidungen am Kongress wurden hauptsächlich von den vier Großmächten Russland, Großbritannien, Preußen und Österreich getroffen, während der französische Vertreter Talleyrand nur begrenzten Einfluss hatte.
Ein wesentlicher Bestandteil der Kongressagenda waren die fünf Grundsätze, die zur Schaffung eines stabilen Europas führen sollten: 1. die Restaurierung der politischen Ordnung von 1792, 2. die Legitimität für die Rückkehr der von Napoleon vertriebenen Herrscherhäuser, 3. die Gewährleistung der Souveränität der Monarchie, 4. die Verpflichtung zur Unterbindung revolutionärer Bewegungen und 5. die Schaffung eines Gleichgewichts der europäischen Mächte. Diese Prinzipien legten den Grundstein für eine relative Stabilität in Europa.
Territoriale Neuordnungen
Der Wiener Kongress brachte auch weitreichende territoriale Veränderungen mit sich. So gab Österreich seine linksrheinischen Besitztümer auf und die ehemals österreichischen Niederlande gingen an das Königreich der Vereinigten Niederlande. Gleichzeitig wurden bedeutende Gebietsgewinne für Österreich erzielt. Tirol, Vorarlberg, Kärnten, Krain, Triest, Galizien, Mailand, Venetien, Dalmatien und Salzburg fielen zurück an die Habsburger. Diese Veränderungen dienten dem Ziel, eine Expansion Frankreichs zu verhindern und die Präsenz der Großmächte in Mittel- und Südeuropa zu sichern. Auch die Gründung des Deutschen Bundes war Teil dieser Neuregelungen, die den Frieden in Europa nach dem Model der neuen Sicherheitssysteme gewährleisten sollten.
Die Beschlüsse wurden in der Schlussakte des Wiener Kongresses am 9. Juni 1815 festgehalten. Diese Vereinbarungen sollten schließlich für fast 100 Jahre den Frieden in Europa sichern, bis die revolutionären Erschütterungen von 1848/49 auftraten. Napoleons Rückkehr aus Elba und sein gescheiterter Versuch, die Macht in Frankreich zurückzugewinnen, trugen zur Komplexität und Dynamik dieser Zeit bei. Der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand wurde später der Auslöser für den Ersten Weltkrieg, der das fragile Gleichgewicht der internationalen Beziehungen vollends destabilisieren sollte.
Langfristige Auswirkungen der Wiener Friedensordnung
Die von den Großmächten etablierte Friedensordnung war bis zum Ausbruch des Krimkriegs 1854 stabil. In dieser Zeit erlebte Europa relativ ruhige Jahre, verhinderte größere Konflikte und reduzierte die Kriegsverluste erheblich. Zwischen 1815 und 1914 kam es lediglich zu fünf begrenzten Konflikten mit Großmachtbeteiligung, indem die Pentarchie, bestehend aus Großbritannien, Russland, Frankreich, Österreich und Preußen, versuchte, ein Gleichgewicht zu wahren. Dies war ein bemerkenswerter Unterschied zu den blutigen Auseinandersetzungen des 18. Jahrhunderts.
Insgesamt lässt sich sagen, dass der Wiener Kongress sowohl eine Neuordnung der europäischen Landkarte als auch eine Geopolitik des Gleichgewichts etablierte. Dazu veröffentlichte die bpb eine Analyse zu den Wirkungen des Kongresses auf die internationale Ordnung von 1815 bis zum Ersten Weltkrieg. Die stabilen Verhältnisse wurden zwar immer wieder durch nationale Bestrebungen und imperialistische Ideen in Frage gestellt, dennoch prägten diese frühe Periode Europas maßgeblich.
Die historischen Daten und Abläufe, die vom Wiener Kongress ausgehen, sind bis heute von Interesse und Bedeutung. Die Lehren aus dieser Zeit sind nicht nur für Historiker, sondern auch für die Gestaltung moderner internationaler Beziehungen von Relevanz.
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Ort | Leopoldstadt, Österreich |
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