Graffiti-Jäger Wogrin: Wien als lebendige Kunstbühne der Straßenkunst!

Stefan Wogrin dokumentiert seit 25 Jahren die Graffiti-Kunst in Wien. Entdecken Sie den Einfluss auf die Josefstadt und urbane Räume.
Stefan Wogrin dokumentiert seit 25 Jahren die Graffiti-Kunst in Wien. Entdecken Sie den Einfluss auf die Josefstadt und urbane Räume. (Symbolbild/ANA)

Josefstadt, Österreich - Stefan Wogrin hat einen ganz besonderen Blick auf die Straßen Wiens. Seit fast 25 Jahren ist er als Graffiti-Jäger aktiv und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die vergängliche Kunstform in der Hauptstadt festzuhalten. Im Jahr 1999 gründete er die Website "Spraycity", die mittlerweile über 150.000 Bilder von Graffitis präsentiert. Diese Plattform dient nicht nur als Archiv, sondern zeigt auch die Entwicklung und Vielfalt der Graffiti-Szene in Wien.

Jeden zweiten Tag begibt sich Wogrin auf Entdeckungstour durchs Stadtgebiet, von den lebhaften Ufern des Donaukanals bis zu den stillen Ecken des Zentralfriedhofs. „Graffiti ist vergängliche Kunst“, sagt er, und genau aus diesem Grund ist es ihm wichtig, jedes Werk zu dokumentieren. Jedes Bild wird sorgfältig kategorisiert, und der Standort wird angegeben, sodass Interessierte die Kunstwerke selbst besuchen können. Dabei beobachtet Wogrin einen positiven Trend: Graffiti fördert die Urbanisierung und bringt Menschen zusammen. Der Donaukanal hat sich in den letzten Jahren von einem eher tristen Ort zu einem lebendigen urbanen Hotspot gewandelt, dank der bunten Kunstwerke, die hier sichtbar sind.

Die Entwicklung der Graffiti-Kunst in Wien

Die Wurzeln des Graffitis in Wien reichen bis in die 1980er-Jahre zurück. Damals fand die erste legale Graffiti-Aktion im Jahr 1984 statt, initiiert vom WIENER mit Künstlern wie PHASE2 und DELTA2. Seither hat sich die Szene stetig weiterentwickelt. Viele legale Sprühflächen wurden geschaffen, und die Stadt Wien zeigt sich offener gegenüber Graffiti, indem sie zahlreiche Kaiwände freigegeben hat und sogar illegale Sprayer toleriert. Die Wiener Graffiti-Szene hat sich so zu einem internationalen Anziehungspunkt entwickelt, der Künstler aus aller Welt anlockt. Dies bestätigt auch wiener-online.at, das die lebendige Entwicklung der Szene nachvollzieht.

Wogrin hat auch die Möglichkeit, Graffiti-Workshops für Schulen und Erwachsene zu organisieren. Hierbei geht es nicht nur um das eigene kreative Schaffen, sondern auch um ein besseres Verständnis für die kulturelle Bedeutung dieser Kunstform. Besonders spannend ist, dass Graffiti in Wien oft in einem naiven, kindlichen Stil gehalten ist, was einen deutlichen Kontrast zu aggressiveren Stilen in anderen Städten wie New York bildet. Dies ist Teil der einzigartigen Identität der Wiener Graffiti-Kultur und wird auch in den über 22 existierenden legalen Sprühflächen sichtbar.

Graffiti als Zeichen der Lebendigkeit

Stefan Wogrin beobachtet mit großem Interesse, wie Graffiti zunehmend von Street-Art verdrängt wird, die oft großflächige Wandgemälde und figürliche Darstellungen umfasst. Dies ist Teil eines Wandels in der öffentlichen Wahrnehmung und setzt neue Maßstäbe für die Kunst im Urbanraum. Wogrin ist überzeugt, dass es kein „perfektes Graffiti“ gibt, da die Wahrnehmung von Kunst immer subjektiv bleibt. Dennoch sieht er klare Unterschiede zwischen den Werken von Profis und Laien. Ein Graffiti, das ihn besonders beeindruckt hat, stammt aus dem Jahr 1984 in Floridsdorf und zeigt, wie die Kunst über die Jahre verblasst ist, aber dennoch erhalten bleibt.

In so manchem Stadtteil, wie etwa in der Josefstadt, findet man weniger große Graffiti, dafür aber viele kleine Kunstinstallationen in verwinkelten Gassen. Ein Beispiel für die aktuelle Graffiti-Kultur ist die „Wiener Wand“ im Schönbornpark, die wöchentlich neue Werke hervorbringt. Jedoch gibt es nicht nur Freude an den Street-Artists. Ein großes Werbegraffiti in der Pfeilgasse hat jüngst für Unmut gesorgt, da es lokale Werke überdeckt hat und zeigt, dass nicht jeder Grafitti-Fan mit den Veränderungen in der Szene einverstanden ist.

Am Ende bleibt der Aufruf des Graffiti-Jägers Wogrin, das Gespräch mit Bewohnern und Künstlern zu suchen und legale Flächen für kreatives Schaffen zu fördern. Auf seiner Plattform Spraycity.at wird die Wiener Graffiti-Kultur lebendig – ein Zeichen für die tief verwurzelte Verbindung zwischen Kunst und urbanem Leben.

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Ort Josefstadt, Österreich
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