Braunau am Inn: Kommt das umstrittene Haus der Verantwortung ?

Braunau am Inn diskutiert die Schaffung eines "Haus der Verantwortung", um über die Vergangenheit nachzudenken und Völkerverständigung zu fördern.
Braunau am Inn diskutiert die Schaffung eines "Haus der Verantwortung", um über die Vergangenheit nachzudenken und Völkerverständigung zu fördern. (Symbolbild/ANA)

Braunau am Inn, Österreich - In Braunau am Inn wird seit Jahren heftig über die Zukunft des Geburtshauses von Adolf Hitler gestritten. Mehr als drei Jahre steht das Gebäude nun leer, nachdem die Lebenshilfe ausgezogen ist. Eine klare Entscheidung über die künftige Nutzung hat die Stadt bisher nicht getroffen. Dies hat zu verschiedenen Initiativen und Vorschlägen geführt, die das Augenmerk auf eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte lenken wollen. Eine dieser Initiativen ist „Braunau setzt ein Zeichen“.

Diese Bewegung wurde bereits im Februar 2000 ins Leben gerufen. Ihr Hauptziel ist es, Menschen aus aller Welt zu einer Reflexion über Verantwortung gegenüber der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einzuladen. Das „Haus der Verantwortung“ soll zu einem Raum werden, wo ablehnende Haltungen gegenüber anderen Ländern und Kulturen keinen Platz haben, wie dorfzeitung.com berichtet.

Ein Platz für Begegnung und Versöhnung

Andreas Maislinger, Politikwissenschaftler und einer der Befürworter dieses Projektes, plädiert dafür, Hitlers Geburtshaus tatsächlich in ein „Haus der Verantwortung“ umzuwandeln. Er sieht darin die Möglichkeit, das Gebäude als internationale Stätte der Begegnung und Versöhnung zu gestalten. Laut sciencev2.orf.at könnten junge Menschen aus aller Welt hier über die Verantwortung gegenüber der Geschichte nachdenken. Maislinger schlägt vor, das Haus leichter zugänglich zu machen und dabei die Unterstützung von internationalen Partnern sowie lokalen Schulen in Betracht zu ziehen.

Obwohl viele politische Vertreter in Braunau die Idee unterstützen, bleibt die Umsetzung eine Herausforderung. Der neue ÖVP-Bürgermeister Johannes Waidbacher hat Pläne, das Geburtshaus in Wohnungen umzuwandeln, was auf Widerstand von den Grünen und der SPÖ stößt. Diese politischen Differenzen zeigen, wie tief die Gräben in der Diskussion um die Nutzung des Gebäudes verlaufen.

Ein potenzieller Ort für die Zukunft

Im Gespräch über die Zukunft des Geburtshauses wird auch das leerstehende, ehemalige Stadttheater als alternative Möglichkeit ins Spiel gebracht. Wenn die Stadt Braunau dieses zur Verfügung stellt, könnte bis Ende 2025 eine Liste von Partnern des HRB (Haus der Verantwortung Braunau) erstellt werden. Die Idee zeigt, dass der Wunsch nach einer kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte aktueller denn je ist. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Diskussion weiterentwickeln wird.

In den letzten Jahren gab es zahlreiche Erklärungen von verschiedenen Institutionen und Personen, die ihre Bereitschaft zur Mitarbeit bekundet haben. Doch die konkrete Umsetzung dieser Ideen steht noch aus. Der Handlungsbedarf ist offensichtlich, und die Bürger:innen von Braunau dürfen gespannt sein, welcher Weg letztlich eingeschlagen wird, um die Vergangenheit verantwortungsvoll zu bearbeiten.

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Ort Braunau am Inn, Österreich
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