Rettung unserer Böden: Jetzt über die schlimmste Bausünde abstimmen!

Wiener Neustadt steht im Fokus wegen der umstrittenen Ostumfahrung, die wertvolle Böden zerschneidet. Stimmen Sie jetzt ab!
Wiener Neustadt steht im Fokus wegen der umstrittenen Ostumfahrung, die wertvolle Böden zerschneidet. Stimmen Sie jetzt ab! (Symbolbild/ANA)

Wiener Neustadt, Österreich - In Österreich bleibt der Bodenverbrauch ein ernsthaftes Problem. Täglich verschwinden rund 11 Hektar wertvoller Böden, das sind mehr als viermal so viel wie das festgelegte Nachhaltigkeitsziel von 2,5 Hektar. Diese alarmierende Entwicklung wird von Umweltorganisationen wie dem WWF scharf kritisiert, der ein „politisches Versagen“ in Sachen Bodenschutz moniert. Um die Bevölkerung einzubeziehen und auf diese Problematik aufmerksam zu machen, ruft der WWF zur Abstimmung über die „Schlimmste Bausünde Österreichs“ auf, um eine klare Botschaft an die heimische Politik zu senden: „Natur statt Beton“ heute.at.

Sechs Beispiele für den bedenklichen Umgang mit Böden stehen zur Wahl. Unter den Favoriten ist ein aufgelassenes Einkaufszentrum in Leobersdorf, das seit zwei Jahrzehnten größtenteils leer steht. Auch ein neu gebauter Campingplatz in Hinterstoder, der beeindruckende 20.000 Quadratmeter einnimmt, und ein Chaletdorf in Klippitztörl in Kärnten, das um 70 weitere Chalets erweitert werden soll, tauchen in der Liste auf. Zudem gibt es die Ostumfahrung bei Wiener Neustadt, die landwirtschaftliche Flächen und ein Natura-2000-Gebiet zerschneidet, sowie einen Gewerbepark in Fürstenfeld in der Steiermark, der sich über zwei Kilometer erstreckt. Ganz besonders auffällig ist ein Logistikzentrum in Ohlsdorf, für das 19 Hektar Wald gerodet wurden.

Bodendegradation als globales Phänomen

Bodendegradation ist ein ernstes globales Phänomen, das weitreichende Folgen für landwirtschaftliche Flächen und die Erhaltung der Biodiversität hat. Schätzungen zufolge sind bereits 20 bis 25 Prozent der Böden weltweit degradiert, was ihre Leistungsfähigkeit erheblich einschränkt. Diese dramatische Entwicklung wird nicht nur durch natürliche Faktoren wie Erosion verursacht, sondern wird oft auch durch menschliche Eingriffe verstärkt. Laut dem Umweltbundesamt fielen 2011 bereits internationale Forderungen nach einem koordinierten Ansatz zum Schutz der Böden und bei der Rio+20-Konferenz 2012 wurde eine „land degradation neutral world“ angestrebt umweltbundesamt.de.

Der Boden spielt eine immens wichtige Rolle im Ökosystem: Er speichert und reinigt Wasser, bietet Lebensraum für Organismen, liefert Nährstoffe und bindet Kohlenstoff. Leider ist die Bodendegradation in der Landwirtschaft besonders schlimm, da mehr als ein Drittel der landwirtschaftlichen Flächen bereits degradierte Böden aufweist. In der EU erodieren jährlich fast eine Milliarde Tonnen Boden – und das übersteigt die Neubildungsrate der Böden bei weitem boell.de.

Die Notwendigkeit von Maßnahmen

Ein langfristiger Erhalt der fruchtbaren Böden ist zwingend notwendig, um die globale Ernährungssicherheit und das wirtschaftliche Wohlergehen ländlicher Regionen zu gewährleisten. Es müssen dringend bessere rechtliche Rahmenbedingungen und verbindliche Kontrollen geschaffen werden. Vor allem, weil laut FAO etwa 1,5 Milliarden Menschen direkt von Bodendegradation betroffen sind. Die bevorstehende Novellierung des Bundesbodenschutzgesetzes könnte hier einen entscheidenden Schritt in die richtige Richtung darstellen, um klarere Richtlinien zu schaffen und die guten fachlichen Praktiken in der Landwirtschaft durchzusetzen.

Österreich steht als Land vor der Herausforderung, einen nachhaltigen Umgang mit seinen Böden zu finden, um auch künftigen Generationen einen wertvollen Lebensraum zu sichern. Die Abstimmung über die „Schlimmste Bausünde“ ist ein erster Schritt, um die Aufmerksamkeit auf diese brisante Thematik zu lenken und die Politik zum Handeln zu bewegen.

Details
Ort Wiener Neustadt, Österreich
Quellen