Operette für alle: Bernreitner bringt Exotik und Machtspiele nach Wien!

Der Artikel beleuchtet aktuelle Produktionen der Regisseurin Anna Bernreitner, die Operette für alle zugänglich macht.
Der Artikel beleuchtet aktuelle Produktionen der Regisseurin Anna Bernreitner, die Operette für alle zugänglich macht. (Symbolbild/ANA)

Waidhofen an der Ybbs, Österreich - In den letzten Jahren hat sich die Operette in Wien zu einem spannenden Themenfeld entwickelt, das an die Wurzeln der 1920er- und 30er-Jahre anknüpft. Anna Bernreitner, eine innovative Regisseurin, geht mit ihrem neuesten Werk „Indigo“ in die Tiefe und beleuchtet komplexe Themen wie Machtgier und deren Folgen. Der KURIER berichtet über Bernreitners unkonventionellen Ansatz, um das Publikum zu erreichen, insbesondere jene, die mit der Oper wenig anfangen können. Ihr klares Ziel: „Oper und Operette für alle zugänglich zu machen“, wenn die Geschichten überzeugend erzählt werden.

Das Stück „Indigo“ spielt auf einer exotischen Insel, wo ein Wiener Liebespaar auf einen narzisstischen König trifft. Bernreitner zieht dabei eine Parallele zwischen den Rollen von „Esel“ und „Eselstreiber“ und verpackt politische Tendenzen in einen abstrakteren Rahmen. Ihre Herangehensweisen sind mutig: Ob in der früheren Inszenierung von „Die Entführung aus dem Serail“ im Boxer-Milieu oder „Tosca“ als Polit-Thriller – jede Aufführung ist für Bernreitner ein neues Wagnis und Abenteuer.

Ein Blick zurück: Operette und ihre Wurzeln

Die Operette „Schön ist die Welt“ thematisiert das Lebensgefühl der 1920er- und frühen 30er-Jahre. Auffächernd werden dort Fetzige Rhythmen und Jazzmusik präsentiert, gepaart mit Geschichten von Liebe, Freizeitbeschäftigungen und dem Einfluss der damaligen Gesellschaft. Diese Musikfassung lebt von den Kompositionen Paul Abrahams, Alfred Grünwalds und Fritz Löhner-Bedas. Viele der Künstler dieser Epoche stammten aus Österreich, oft mit jüdischen Wurzeln. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten führte jedoch zu einem abrupten Ende ihrer Welt.

Die Regisseurin Anna Bernreitner hat es sich zum Ziel gesetzt, die Musik und die Texte dieser bewegten Epoche neu aufleben zu lassen und auf die Bühne zu bringen. Diesbezüglich soll die Aufführung von „Schön ist die Welt“ eine Art Wiederauferstehung der damaligen Operettenkultur darstellen. Ihr Engagement zielt darauf ab, ein breites Publikum zu erreichen und eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart zu schlagen.

Oper und ihre politische Dimension

Die Rolle der Oper und Operette in der politischen Landschaft ist ein faszinierendes Thema, das auch durch die Geschichte Giuseppe Verdis beleuchtet wird. Im Essay „Die Oper, die Massen und die Politik“ wird deutlich, wie Verdi und seine Werke im 19. Jahrhundert eine zentrale Rolle in der italienischen Gesellschaft spielten. Mussolini nutzte Verdis Popularität, um seine politische Agenda zu fördern, ähnlich wie auch die Oper als Mittel der Mobilisierung und Identitätsstiftung genutzt wurde. Solche historischen Bezüge zeigen, dass auch die heutige Operette nicht mehr nur Unterhaltung ist, sondern reflektiert die Machtstrukturen und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft.

Mit anstehenden Projekten, darunter „Die Fledermaus“ ab 7. Dezember 2025 im Opernhaus Zürich und „The Fairy Queen“ in einer Indoor-Version ab Februar 2026 in St. Gallen, zeigt Bernreitner, dass sie auch zukünftig für frischen Wind im Opernbereich sorgen möchte. Ihre Arbeiten zeugen von einem unermüdlichen Streben, die Operette für alle zugänglich zu machen, während sie gleichzeitig die politische und gesellschaftliche Dimension nicht aus den Augen verliert.

Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich diese Richtung entwickeln wird und ob Bernreitners Vision, die Oper und Operette in ihrer Gesamtheit als zugängliche Kunstform zu präsentieren, weiterhin solch breite Resonanz finden wird.

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Ort Waidhofen an der Ybbs, Österreich
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