Essls Nitsch-Ausstellung: Kunst oder fade PowerPoint-Präsentation?

Erfahren Sie mehr über die Ausstellung "Mein Nitsch" im Nitsch Museum Mistelbach, die persönliche Einblicke in Nitschs Werk bietet.
Erfahren Sie mehr über die Ausstellung "Mein Nitsch" im Nitsch Museum Mistelbach, die persönliche Einblicke in Nitschs Werk bietet. (Symbolbild/ANA)

Mistelbach, Österreich - Im Nitsch Museum in Mistelbach erwartet Kunstliebhaber:innen eine ganz besondere Schau: Die Ausstellung „Mein Nitsch“, die von Karlheinz Essl kuratiert wird, läuft vom 30. März bis 30. November 2025. Essl, ein langjähriger Begleiter und Sammler des Wiener Aktionisten Hermann Nitsch, bietet einen persönlichen Blick auf dessen beeindruckendes und kontroverses Werk.

Die Ausstellung wird eine Auswahl von Nitschs bedeutendsten Arbeiten aus der Essl Collection präsentieren, die als eine der größten Sammlungen zeitgenössischer Kunst in Österreich gilt. Mit seiner Frau Agnes sammelt Essl bereits seit den 1980er Jahren Arbeiten von Nitsch, wodurch eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden Künstlern entstand, die auch Reisen und einen regen Austausch umfasste. Die Eröffnung der Schau findet am 29. März 2025 um 18:00 Uhr statt, und bietet Besuchern nicht nur Einblicke in Nitschs künstlerische Weltanschauung, sondern thematisiert auch zentrale Fragen zu Herkunft, Zukunft und dem Dasein selbst.

Einblicke ins Lebenswerk von Hermann Nitsch

Nitsch, der 1938 geboren wurde und am 18. April 2022 im Alter von 83 Jahren verstarb, ist bekannt als einer der Mitbegründer des Wiener Aktionismus. Mit seinen Malaktionen und dem Orgien-Mysterien-Theater, das er in den frühen 1960er Jahren ins Leben rief, sorgte er für Aufsehen und provozierte nicht nur Publikum, sondern auch die Behörden, was ihm mehrwöchige Gefängnisaufenthalte einbrachte. Ab 1971 lebte er im Schloss Prinzendorf, wo er seine außergewöhnlichen Aktionen und musikalischen Vorstellungen umsetzte und regelmäßig seine „Orgien-Mysterien-Spiele“ veranstaltete.

Das Nitsch Museum in Mistelbach ist ein Ort, der an seine oft mystisch inspirierten Werke erinnert und zugleich ein umfangreiches Dokumentationszentrum seines Lebenswerks darstellt. Im Museum gibt es einen speziellen Parcours mit 14 Stationen, der an einen kirchlichen Kreuzweg erinnert. An der Stirnseite des Museums prangt ein großes Porträt von Nitsch. Essl ließ auch ein rein weißes Bild mit dem Bibelzitat „Am Anfang war das Wort“ als Anker für den Parcours verwenden, was den philosophischen Tiefgang von Nitschs Werk unterstreicht.

Kuratorische Gestaltung und Besucherinteraktion

Die Präsentation wird jedoch kontrovers diskutiert. Kritiker sehen die Ausstellung als übermäßig belehrend an. Essl hat einige Werke schräg aufgehängt, was die visuelle Wirkung beeinträchtigt, und die großformatigen Annotationen können als didaktisch empfunden werden. Die Themen Orgien, Mysterien und Theater, die essentielle Bestandteile von Nitschs künstlerischem Schaffen sind, scheinen in der aktuellen Aufbereitung nicht ausreichend zur Geltung zu kommen.

Ein besonderer Raum zur Stille bietet den Besucher:innen die Möglichkeit, in 15-minütigen Zeitfenstern mit einem Nitsch-Bild zu interagieren und eigene Gedanken niederzuschreiben. Doch die gesamte Aufbereitung wird verglichen mit einer Power-Point-Präsentation in einem Seminarhotel, was den Anspruch der Ausstellung infrage stellt.

Ob die Ausstellung das gesellschaftliche und künstlerische Erbe Nitschs adäquat widerspiegelt, wird sicherlich auch in den kommenden Monaten von Kunstkritikern und Besucher:innen kontrovers diskutiert werden. Fest steht, dass Karlheinz Essl, der als bedeutender Sammler und Museumsgründer in die Kunstgeschichte Österreichs eingehen wird, mit „Mein Nitsch“ einen wichtigen Beitrag zur Auseinandersetzung mit einem der polarisierendsten Akteure der zeitgenössischen Kunst leistet. Das Nitsch Museum bleibt damit weiterhin ein lebendiger Ort des künstlerischen Dialogs.

Nähere Informationen zur Ausstellung und zum Werk von Hermann Nitsch finden Sie auch auf den jeweiligen Seiten: Kurier, Nitsch Foundation und Wikipedia.

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Ort Mistelbach, Österreich
Quellen