Streit um Erbfischwässer: Oggau und Rust schließen endlich Frieden!

Am 7. Juni 2025 schließen Oggau und Rust nach 159 Jahren Streit Frieden, besiegelt durch symbolische Gesten und eine Broschüre.
Am 7. Juni 2025 schließen Oggau und Rust nach 159 Jahren Streit Frieden, besiegelt durch symbolische Gesten und eine Broschüre. (Symbolbild/ANA)

Rust, Österreich - Eine historische Wende für die Gemeinden Oggau und Rust: Nach über 150 Jahren enden die langanhaltenden Konflikte um die „Erbfischwässer“ und die damit verbundenen Besitztümer offiziell. Ein signifikanter Friedensschluss wurde am 7. Juni 2025 unterzeichnet, wie meinbezirk.at berichtet.

Die Ursprünge des Streits reichen zurück bis ins Jahr 1866. Dazwischen lagen Jahre wirtschaftlicher Schwierigkeiten, die den Konflikt nur angeheizt hatten. Vor allem der Raub von Fischgras durch die Ruster Bevölkerung, das eigentlich für die Oggauer Stallungen bestimmt war, führte zu Spannungen. Die Eskalation fand ihren Höhepunkt in der sogenannten „Seeschlacht am Neusiedler See“, als Oggauer und Ruster am 6. November 1866 aufeinandertrafen. Historiker Martin Krenn hebt hervor, dass der Streit in eine kriegerische Auseinandersetzung überging und die Ruster, an einem Feiertag, mit Wägen zum Raub von Streu nach Oggau fuhren.

Der Frieden und seine Symbolik

Der offizielle Frieden wurde von den beiden Ortschefs, Bürgermeister Thomas Schmid aus Oggau und Gerold Stagl aus Rust, besiegelt. Der Festakt wurde mit einer symbolischen Übergabe eines Fischgras-Bundes, von Stagl an Schmid, ergänzt. „Dies ist ein positives Signal für die Zusammenarbeit zwischen unseren Gemeinden“, so Schmid. Die Landtagspräsidentin Astrid Eisenkopf betonte die Bedeutung des gesellschaftlichen Zusammenhalts in ihrer Ansprache.

An der Hottergrenze erinnert eine Steinbüste, gestaltet von Künstler Rudi Pinter, an die bewegte Geschichte. Diese Statue soll nicht nur die Geschehnisse der Vergangenheit dokumentieren, sondern auch als Mahnmal für zukünftige Generationen dienen. Zudem wird eine Broschüre über die bewegte Geschichte der Konflikte an alle Haushalte in beiden Gemeinden verteilt, um insbesondere den Kindern der Volksschulen von Rust und Oggau die Wichtigkeit von Frieden und Zusammenarbeit nahezubringen.

Die Ereignisse der „Seeschlacht“

Die „Seeschlacht“ selbst begann während eines Gottesdienstes, als Ruster mit Wägen aufbrachen und Oggauer Streu raubten – ein Akt, der schließlich die Oggauer ins Geschehen verwickelte. Die Oggauer, unbewaffnet und in Festkleidung, stellten sich den Eindringlingen entgegen. Der Ruster Stadthauptmann Odorfer gab den Befehl, das Feuer auf die Oggauer zu eröffnen, was tragische Folgen hatte und zu zwei Todesfällen führte. Ein Vorfall, der das Geschehen schnell eskalieren ließ. Die Oggauer verteidigten sich tapfer und konnten einige Ruster zurückdrängen, die daraufhin haufenweise Vieh und Wagen einbüßten. Nach einigen Ermittlungen wurden schließlich Haftstrafen für zahlreiche Beteiligte ausgesprochen – 14 Ruster und 20 Oggauer mussten mit Strafen zwischen einem Monat und einem Jahr rechnen.

Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass auch langwierige Konflikte enden können, wenn beide Seiten bereit sind, aufeinander zuzugehen. Und so dürfen sich die Bewohner von Oggau und Rust auf eine friedliche Zukunft freuen.

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Ort Rust, Österreich
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