Vom Sprachverbot zur Vielfalt: Kärntner Slowenen im Wandel der Zeit

Entdecken Sie die Geschichte und kulturellen Entwicklungen in Völkermarkt und Bad Eisenkappel, von der sprachlichen Unterdrückung bis zu aktuellen Feierlichkeiten.
Entdecken Sie die Geschichte und kulturellen Entwicklungen in Völkermarkt und Bad Eisenkappel, von der sprachlichen Unterdrückung bis zu aktuellen Feierlichkeiten. (Symbolbild/ANAGAT)

Vom Sprachverbot zur Vielfalt: Kärntner Slowenen im Wandel der Zeit

Bad Eisenkappel, Österreich - In Kärnten, insbesondere in den Regionen rund um Bad Eisenkappel, ist das Erbe der Kärntner Slowenen bis heute spürbar. Brigitte „Breda“ Županc, die 1943 in Leppen geboren wurde, blickt auf eine bewegte Kindheit zurück, in der die slowenische Sprache stark unterdrückt wurde. Während der Nachkriegszeit waren in Eisenkappel vor allem Deutschsprachige zu finden, während Leppen als ein Ort galt, wo mehr Slowenisch gesprochen wurde. „Die Zeiten waren hart. Wir hatten oft Angst, uns in unserer Muttersprache zu äußern“, erinnert sich Županc in einem Bericht von MeinBezirk.at.

In den 60er Jahren eröffnete Županc eine Damenkleidermacherei in Eisenkappel, die sie bis 1998 betrieb. In dieser Zeit war ihre Schneiderei ein beliebter Anlaufpunkt für zahlreiche Vereine, die Trachten und festliche Kleidung anfertigen ließen. „Die Gemeinschaft war groß und die Feste blühten“, erzählt sie weiter. Doch trotz dieser sozialen Zusammenkünfte blieb die slowenische Sprache im öffentlichen Raum kaum wahrnehmbar.

Die kulturelle Vielfalt und Herausforderungen

Das Leben in und um Bad Eisenkappel war früher auch durch viele Gaststätten geprägt, wo man nach der Arbeit gesellig beisammensaß. „Wir hatten unsere Treffpunkte, wie das Gasthaus Koller oder das beim Besser“, so Županc. Der gesellschaftliche Austausch war entscheidend, auch wenn die Kinder oft sieben Kilometer zur Schule gehen mussten, wo sie meist nur Deutsch unterrichtet wurden.

Die kulturellen Veranstaltungen, insbesondere die Trachtentraditionen und verschiedenen Vereine, haben dazu beigetragen, dass die slowenische Identität bis heute fortlebt. „Die Akzeptanz der slowenischen Sprache hat sich in den letzten Jahren zwar verbessert, aber wir sind noch lange nicht am Ziel“, merkt die Kulturaktivistin an. So ist die Verbindung zur slowenischen Sprache und Kultur immer noch ein empfindliches Thema, das Wellen schlägt. Der Ortstafelstreit der 70er Jahre, bei dem es zu schweren Konflikten um zweisprachige Ortsschilder kam, ist ein düsteres Kapitel dieser Geschichte.

Historische Wurzeln und aktuelle Entwicklungen

Die Wurzeln der Kärntner Slowenen reichen bis zur Völkerwanderung zurück, als die Region von slawischen Völkern besiedelt wurde. Im Vertrag von Saint-Germain wurde 1920 eine Volksabstimmung vereinbart, die die Zugehörigkeit Kärntens zu Österreich regelte. Am 10. Oktober 1920 stimmten ‚59%‘ für Österreich – ein bedeutendes Ereignis, an das sich auch heute noch viele erinnern.

Die schwierige Lage der Kärntner Slowenen hat sich über die Jahre nicht grundlegend geändert. Laut NZZ leidet die Region unter einem Rückgang der Bevölkerung und einem angespannten wirtschaftlichen Klima, das die lokalen Gemeinschaften vor Herausforderungen stellt. Bürgermeister Franz Josef Smrtnik betont, dass ein Mentalitätswandel in Richtung Tourismus nötig sei, um der schrumpfenden Bevölkerung entgegenzuwirken.

Die aktuelle Bildungslandschaft ist geprägt von einem Mangel an qualifizierten Lehrern für den Slowenischunterricht, was die Integration der slowenischen Kultur in die Gesellschaft weiter erschwert. Die Verfolgung und Unterdrückung während des Zweiten Weltkriegs haben tiefe Narben hinterlassen und die Aufarbeitung der Geschehnisse blieb unzureichend.

Die Situation für die Kärntner Slowenen stellt sich als ein gemischtes Bild dar. Einerseits gibt es durch die EU erhebliche Vorteile, andererseits macht die hohe Lebenshaltungskosten vielen zu schaffen. Wie Zdravko Haderlap, ein Kind der „Gräben“ und heute Wanderführer, Künstler und Bergbauer, in einem Dokumentarfilm zu zeigen versucht, gibt es zwischen den verschiedenen Gruppen durchaus Ansätze der Sympathie und des Miteinanders.

Das Coppla Casa Fest, das in letzter Zeit an Beliebtheit gewonnen hat, zieht zahlreiche Besucher an und ist ein Zeichen für ein wachsendes Interesse an der kulturellen Vielfalt dieser Region.

Die Herausforderungen der Vergangenheit und der gegenwärtige Alltag für die Kärntner Slowenen werden jedoch weiterhin aufmerksam verfolgt. Während das Bewusstsein für die slowenische Sprache und Kultur größer wird, bleibt das Gefühl, dass der Weg zur vollständigen Akzeptanz und Integration noch ein Stück weit zu gehen ist.

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OrtBad Eisenkappel, Österreich
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