Ernst Jandl: Ein Jahrhundert Wiener Poesie und sein bleibendes Erbe

Gedenken an Ernst Jandl: Der Wiener Dichter und Experimentalpoet wäre 2025 hundert Jahre alt geworden. Ein Rückblick auf sein Leben und Werk.
Gedenken an Ernst Jandl: Der Wiener Dichter und Experimentalpoet wäre 2025 hundert Jahre alt geworden. Ein Rückblick auf sein Leben und Werk. (Symbolbild/ANAGAT)

Ernst Jandl: Ein Jahrhundert Wiener Poesie und sein bleibendes Erbe

Wien, Österreich - Heute gedenkt die literarische Welt eines der größten Dichter Österreichs: Ernst Jandl. Am 9. Juni 2000 verstarb der experimentierfreudige Schriftsteller, der heuer seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Jandl wurde am 1. August 1925 in Wien geboren und entstammte einer künstlerisch interessierten Familie; seine Mutter war Lehrerin und sein Vater Bankangestellter. Influenced von seiner Mutter begann er bereits im Kindesalter mit dem Schreiben und veröffentlichte sein erstes Gedicht im zarten Alter von zwölf Jahren.

Seine schulische Laufbahn bestritt Jandl am Gymnasium Kundmanngasse in Wien, wo er frühzeitig gegen den Nationalsozialismus opponierte. Nach dem Schulabschluss wurde er 1943 in den Militärdienst eingezogen und verbrachte einige Zeit als Kriegsgefangener in England, wo er nicht nur Englisch lernte, sondern auch mit amerikanischer Literatur vertraut wurde. Dies beeinflusste seine spätere Schreibweise erheblich. Nach seiner Rückkehr nach Österreich studierte er Germanistik und Anglistik und arbeitete bis 1979 als Lehrer an einem Wiener Gymnasium.

Der literarische Weg

Sein Weg in die Literatur begann offiziell 1952 mit der Veröffentlichung seiner ersten Gedichte in der Zeitschrift „neue Wege“. Zwei Jahre später erschien sein erster Gedichtband, „Andere Augen“, der Jandls Stil prägte, indem er alltägliche Sprache verwendete und auf Metaphern verzichtete. In den darauf folgenden Jahren arbeitete er eng mit der Schriftstellerin Friederike Mayröcker zusammen, die seine Partnerin wurde und mit der er einen kreativen Austausch pflegte.

Der Durchbruch kam 1966 mit der Veröffentlichung des Gedichtbandes „Laut und Luise“, der sowohl Klang- als auch Sprechgedichte umfasst und als eine der zentralen Arbeiten der Klang- und konkreten Poesie gilt. Dies war das erste von vielen Werken, die sich durch eine besondere Experimentierfreude auszeichnen. Jandl war nicht nur für seine Gedichte bekannt, sondern auch für seine Hörspiele wie „Fünf Mann Menschen“ und „Das Röcheln der Mona Lisa“.

Einfluss und Vermächtnis

Jandls Einfluss reicht weit über die Grenzen Österreichs hinaus. Er gilt international als ein bedeutender Vertreter der experimentellen Dichtung und war ein Mitglied der Wiener Gruppe, die gegen die konservativen Strömungen der Literaturpolitik kämpfte. Sein Gedicht „schtzngrmm“ ist ein Beispiel für seine innovative und klangvolle Sprache, die den Hörer und Leser gleichermaßen fesselt.

Mit zahlreichen Auszeichnungen, darunter den Großen österreichischen Staatspreis für Literatur und das große goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, wurde sein Beitrag zur Literatur gewürdigt. Jandl setzte sich politisch ein und äußerte sich klar zu den Herausforderungen seiner Zeit. Er vertrat die Ansicht, dass es nicht barbarisch sei, nach Auschwitz zu schreiben, und widersprach den Ansichten prominenter Figuren wie Theodor W. Adorno.

Ernst Jandl starb im Alter von 75 Jahren und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt, wo auch seine Partnerin Friederike Mayröcker ihre letzte Ruhe fand. Sein literarisches Erbe wird weiterhin gewürdigt, etwa durch den nach ihm benannten Ernst-Jandl-Preis, der alle zwei Jahre verliehen wird. Jandls Nachlass befindet sich im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, und in Wien gibt es Straßen und Parks, die seinen Namen tragen.

Für die literarische Welt bleibt Jandls Werk ein wertvolles Gut, das über Generationen hinweg inspiriert und Freude bereitet. Sein unermüdlicher Einsatz für die Sprache und die Kunst wird unvergessen bleiben.

Mehr über das Leben und Werk von Ernst Jandl erfahren Sie in den Berichten von meinbezirk.at sowie auf oeln.net und Wikipedia.

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OrtWien, Österreich
Quellen