Fabio Andina erzählt von seinem Großvater und dem Schrecken des KZ Mauthausen

Fabio Andina erzählt im Roman „Sechzehn Monate“ die bewegende Geschichte seines Großvaters Giuseppe Vaglio, der 1944 jüdischen Flüchtlingen half.
Fabio Andina erzählt im Roman „Sechzehn Monate“ die bewegende Geschichte seines Großvaters Giuseppe Vaglio, der 1944 jüdischen Flüchtlingen half. (Symbolbild/ANAGAT)

Fabio Andina erzählt von seinem Großvater und dem Schrecken des KZ Mauthausen

Linz, Österreich - Die Geschichte des italienischen Judentums während des Faschismus ist oft ein schmerzhaftes, aber notwendiges Thema. Aktuell beleuchtet Fabio Andina, ein Tessiner Schriftsteller, in seinem neuen Roman „Sechzehn Monate“ die dramatische Lebensgeschichte seines Großvaters Giuseppe Vaglio, der 1944 italienische Juden bei der Flucht in die Schweiz unterstützte. In der Erzählung, die 2025 im Rotpunkt-Verlag erscheinen wird, kombiniert Andina historische Dokumente mit literarischer Fiktion, um das Leben seines Großvaters und die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung eindrücklich nachzuzeichnen. Laut NZZ kommen die Perspektiven von Giuseppe und seiner Frau Concetta dabei gleichermaßen zur Geltung.

Giuseppe Vaglio wurde wie viele andere am 6. Mai 1945 im KZ Mauthausen von amerikanischen Truppen befreit. Während der Zeit seiner Haft, die von schrecklichen Bedingungen geprägt war, versuchte er mit einem weiteren Häftling, aus dem Sägewerk zu fliehen, als eine Wache abgezogen wurde. Nach der Flucht waren die beiden Männer gezwungen, sich von dem zu ernähren, was sie in der Natur fanden, und mieden bewohnte Gebiete aus Angst, wieder gefasst zu werden. Am 6. Juli 1945 wurde Giuseppe nach einem Monat in einem Durchgangslager in Bozen bei seiner Familie in Cremenaga registriert.

Die Schatten der Vergangenheit

Die italienische jüdische Gemeinschaft war zuerst nicht direkt von staatlicher Diskriminierung betroffen. Bis zur Einführung antijüdischer Gesetze im Jahr 1938 war sie vollständig in die Gesellschaft integriert – ein Aspekt, der sich bald dramatisch ändern sollte. Mit der deutschen Besatzung ab dem 8. September 1943 verschlechterte sich die Lage durch Deportationen erheblich, was mehrere Tausend von ihnen das Leben kostete, wie die Wikipedia Daten zeigen.

Viele Juden, die zunächst patriotisch und loyal gegenüber dem faschistischen Regime waren, sahen sich nun einem brutalen System gegenüber, das ihre gesellschaftliche Stellung rücksichtslos vernichtete. Die Rassengesetze führten nicht nur zu Diskriminierung, sondern auch zu Zwangsarbeit und Verlust von Arbeitsplätzen. Einige entschieden sich sogar, zum Katholizismus zu konvertieren, um der Verfolgung zu entkommen.

Ein respektvoller Blick auf das Grauen

In „Sechzehn Monate“ verwebt Andina fiktive Briefe, die die verzweifelte Suche nach Hoffnung und die traumatischen Erfahrungen der Eheleute verdeutlichen. Giuseppe schickte seiner Frau Concetta nur einen kurzen Brief zu, in dem er sie über seine Verhaftung informierte. Tragischerweise wurde Giuseppe von einem Dorfbewohner verraten, der ihm zunächst als Fluchthelfer zur Seite gestanden hatte, doch dann seine Loyalität für Geld aufgab.

Andina gelingt es, die Grauen der Ereignisse respektvoll und gleichzeitig eindrücklich darzustellen, ohne die grausamen Details zu verherrlichen. Sein Werk ist nicht nur eine literarische Hommage an seinen Großvater, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Erinnerung an die Verfolgung der Juden während des Faschismus in Italien und darüber hinaus. Während die Geschichte in Österreich und Italien weiterhin diskutiert wird, bringt „Sechzehn Monate“ eine persönliche, menschliche Perspektive in diesen oft tabubeladenen Diskurs.

Fabio Andina und sein Roman sind ein klarer Beweis dafür, wie wichtig es ist, die Stimme der Geschichte nicht zu vergessen und den Opfern der Vergangenheit Respekt zu zollen.

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OrtLinz, Österreich
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